Ausgleich
In der letzten Nacht hat Barack Obama die demokratischen Vorwahlen von South Carolina klar gewonnen und ist damit mit Hillary Clinton gleichgezogen. Vernachlässigt man die irregulären Vorwahlen von Michigan, kommen nun beide auf zwei gewonnene Vorwahlen. Von diesen vier Vowahlen war South Carolina allerdings nicht nur die größte, sondern auch die, deren Sieger den größten Vorsprung herausholen konnte. Die vorläufigen Zahlen der South Carolina Democratic Party:
Barack Obama: 295.214 (55,44%)
Hillary Clinton: 141.217 (26,52%)
John Edwards: 93.576 (17,57%)
Bill Richardson: 727 (0,14%)
Joe Biden: 694 (0,13%)
Dennis Kucinich: 552 (0,1%)
Chris Dodd: 247 (0,046%)
Mike Gravel: 241 (0,045%)
Fast dreißig Prozentpunkte Vorsprung konnte Obama gegenüber Clinton herausholen. Das war mal wieder eine zünftige Überraschung, lag es doch deutlich über allem, was im Vorfeld an Umfragen veröffentlicht wurde. Aber das kennen wir ja bereits. Es schaut also so aus, als hätte Obamas Stärke bei den Afroamerikanern voll durchgeschlagen. Ein Blick in die Exit Polls zeigt es dann auch deutlich: Bei den Afroamerikanern konnte er Clinton mit 78 zu 19 Prozent schlagen, bei den Weißen lag er mit 24 zu 36 Prozent hinten (John Edwards holte hier mit 40 Prozent den größten Anteil). Bemerkenswert ist auch, dass 55% der Wählerinnen und Wähler Afroamerikaner waren, damit war dieser Anteil noch höher, als im Vorfeld ohnehin erwartet wurde. Interessant ist der Blick auf die Gruppe der afroamerikanischen Frauen: Bislang hatten Frauen ja wesentlich stärker Clinton gewählt als Männer. Es stellte sich also die Frage "does race trump gender or does gender trump race". Ersteres war der Fall: Bei den afroamerikanischen Frauen schnitt Obama nur geringfügig schlechter ab als bei den Männern (78 zu 80 Prozent). Bei den Weißen hingegen gibt es einen deutlichen Geschlechterunterschied. Bei den Männern führt Edwards (45%) deutlich vor Clinton (28%), die kaum Vorsprung auf Obama (27%) hat . Be den Frauen hingegen liegt Clinton (42%) deutlich vor Edwards (36%) und Obama (22%). Auch ein Blick auf die Altergruppen ist interessant: So konnte Obama bis hinauf in die Gruppe der 50-64jährigen über 50% der Wählerinnen und Wähler überzeugen, erst bei der Gruppe 65+ liegt Clinton leicht vorn. Bei den unter 50-jährigen liegt Obama sogar bei über 60%.
Was will uns dies alles sagen: Zunächst einmal, dass Obama in einem Bundesstaat, der quasi wie für ihn gemacht ist, das Maximum herausgeholt hat. Eine derart günstige Ausgangslage wird er am Super Tuesday nur noch in Georgia vorfinden. In den anderen Staaten sieht es gegenwärtig etwas schwierig aus, zumal es der Clinton-Kampagne erfolgreich gelungen ist, diesen Triumph Obamas kleinzu"spinnen"*. Aber er hat der demokratischen Partei gezeigt, was sie an ihm hat - einen Kandidaten, der junge, farbige und unabhängige Wähler enorm ansprechen kann. Darauf können die Demokraten nicht ernsthaft verzichten, wenn sie z.B. gegen John McCain in den Wahlkampf müssen (wofür momentan manches spricht). Von daher könnte der "Super Tuesday" soch nicht so entscheidend sein, wie bislang angenommen. Dort werden zwar weit über ein Drittel aller Delegierten vergeben, dies allerdings in der Regel nach dem Verhältnisprinzip: Selbst wenn also Clinton alle Staaten knapp gewinnen sollte, kann es sein, dass sie am 6. Februar immer noch weit von der Mehrheit entfernt ist. Und so ist es auch kein Zufall, dass sie bereits fordert, die Delegierten Michigans und Floridas zur Convention zuzulassen. Es könnte am Ende ein knappes Ding werden oder gar eine "brokered convention". Und dann zählen nicht mehr die Vorwahl-Ergebnisse, sondern der überzeugende Auftritt auf der Convention und die Frage, wer den republikanischen Gegner am ehesten schlagen kann.
Wer das sein wird, die Antwort auf diese Frage könnte am kommenden Dienstag deutlich klarer werden. Die Umfragen sagen in Florida zwei Zweikämpfe voraus: Einen um den Sieg zwischen John McCain und Mitt Romney sowie einen um Platz drei zwischen Rudy Giuliani und Mike Huckabee. Bleibt es dabei, dürfte das Rennen für Rudy Giuliani einigermaßen zu Ende sein. Er hat seit Wochen verkündet, er würde die Staaten zu Beginn auslassen und sich voll auf Florida konzentrieren. Reicht es dann aber dort nicht einmal für einen guten zweiten Platz, kommt er in gewisse Erklärungsnöte, zumal Umfragen mittlerweile selbst in New York ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit McCain voraussagen. Für Huckabee wäre ein dritter Platz vor Giuliani eine nette Trophäe, aber auch nicht viel mehr. Bei dem Zweikampf McCain-Romney geht es hingegen um einiges: Zunächst einmal um die 57 Florida-Delegierten (die komplett an den Sieger gehen) und damit auch um die Führung im republikanischen Feld. Aber auch um ganz ordentlichen Schwung für den Super Tuesday. Den hat vor allem John McCain sehr nötig, denn finanziell kann er momentan mit Romney noch nicht mithalten. Da trifft es sich für McCain gut, dass er gestern die Unterstützung von Floridas beliebtem Gouverneur Charlie Christ bekam.
Und schließlich ist noch ein Abgang zu vermelden: Dennis Kucinich hat vor zwei Tagen das Rennen verlassen, vermutlich, um sich auf seine Wiederwahl als Kongressabgeordneter zu konzentrieren. Dabei wären schlechte Ergebnisse beim Super Tuesday sicher nicht hilfreich. Auch wenn seine Anwesenheit bei den Debatten zweifelsfrei eine Bereicherung des Spektrums der Demokraten waren, gelang es ihm weder in den Vorwahlen noch bei den Spenden, besonders aufzufallen. Und das trotz der hochkarätigen Starpower, die er als Unterstützung aufzubieten hatte:
* Hat nix mit achtbeinigen Wirbellosen zu tun, sondern mit dem englischen Verb "to spin", also dem geschickten Hin- und Herdrehen der Tatsachen.
Barack Obama: 295.214 (55,44%)
Hillary Clinton: 141.217 (26,52%)
John Edwards: 93.576 (17,57%)
Bill Richardson: 727 (0,14%)
Joe Biden: 694 (0,13%)
Dennis Kucinich: 552 (0,1%)
Chris Dodd: 247 (0,046%)
Mike Gravel: 241 (0,045%)
Fast dreißig Prozentpunkte Vorsprung konnte Obama gegenüber Clinton herausholen. Das war mal wieder eine zünftige Überraschung, lag es doch deutlich über allem, was im Vorfeld an Umfragen veröffentlicht wurde. Aber das kennen wir ja bereits. Es schaut also so aus, als hätte Obamas Stärke bei den Afroamerikanern voll durchgeschlagen. Ein Blick in die Exit Polls zeigt es dann auch deutlich: Bei den Afroamerikanern konnte er Clinton mit 78 zu 19 Prozent schlagen, bei den Weißen lag er mit 24 zu 36 Prozent hinten (John Edwards holte hier mit 40 Prozent den größten Anteil). Bemerkenswert ist auch, dass 55% der Wählerinnen und Wähler Afroamerikaner waren, damit war dieser Anteil noch höher, als im Vorfeld ohnehin erwartet wurde. Interessant ist der Blick auf die Gruppe der afroamerikanischen Frauen: Bislang hatten Frauen ja wesentlich stärker Clinton gewählt als Männer. Es stellte sich also die Frage "does race trump gender or does gender trump race". Ersteres war der Fall: Bei den afroamerikanischen Frauen schnitt Obama nur geringfügig schlechter ab als bei den Männern (78 zu 80 Prozent). Bei den Weißen hingegen gibt es einen deutlichen Geschlechterunterschied. Bei den Männern führt Edwards (45%) deutlich vor Clinton (28%), die kaum Vorsprung auf Obama (27%) hat . Be den Frauen hingegen liegt Clinton (42%) deutlich vor Edwards (36%) und Obama (22%). Auch ein Blick auf die Altergruppen ist interessant: So konnte Obama bis hinauf in die Gruppe der 50-64jährigen über 50% der Wählerinnen und Wähler überzeugen, erst bei der Gruppe 65+ liegt Clinton leicht vorn. Bei den unter 50-jährigen liegt Obama sogar bei über 60%.
Was will uns dies alles sagen: Zunächst einmal, dass Obama in einem Bundesstaat, der quasi wie für ihn gemacht ist, das Maximum herausgeholt hat. Eine derart günstige Ausgangslage wird er am Super Tuesday nur noch in Georgia vorfinden. In den anderen Staaten sieht es gegenwärtig etwas schwierig aus, zumal es der Clinton-Kampagne erfolgreich gelungen ist, diesen Triumph Obamas kleinzu"spinnen"*. Aber er hat der demokratischen Partei gezeigt, was sie an ihm hat - einen Kandidaten, der junge, farbige und unabhängige Wähler enorm ansprechen kann. Darauf können die Demokraten nicht ernsthaft verzichten, wenn sie z.B. gegen John McCain in den Wahlkampf müssen (wofür momentan manches spricht). Von daher könnte der "Super Tuesday" soch nicht so entscheidend sein, wie bislang angenommen. Dort werden zwar weit über ein Drittel aller Delegierten vergeben, dies allerdings in der Regel nach dem Verhältnisprinzip: Selbst wenn also Clinton alle Staaten knapp gewinnen sollte, kann es sein, dass sie am 6. Februar immer noch weit von der Mehrheit entfernt ist. Und so ist es auch kein Zufall, dass sie bereits fordert, die Delegierten Michigans und Floridas zur Convention zuzulassen. Es könnte am Ende ein knappes Ding werden oder gar eine "brokered convention". Und dann zählen nicht mehr die Vorwahl-Ergebnisse, sondern der überzeugende Auftritt auf der Convention und die Frage, wer den republikanischen Gegner am ehesten schlagen kann.
Wer das sein wird, die Antwort auf diese Frage könnte am kommenden Dienstag deutlich klarer werden. Die Umfragen sagen in Florida zwei Zweikämpfe voraus: Einen um den Sieg zwischen John McCain und Mitt Romney sowie einen um Platz drei zwischen Rudy Giuliani und Mike Huckabee. Bleibt es dabei, dürfte das Rennen für Rudy Giuliani einigermaßen zu Ende sein. Er hat seit Wochen verkündet, er würde die Staaten zu Beginn auslassen und sich voll auf Florida konzentrieren. Reicht es dann aber dort nicht einmal für einen guten zweiten Platz, kommt er in gewisse Erklärungsnöte, zumal Umfragen mittlerweile selbst in New York ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit McCain voraussagen. Für Huckabee wäre ein dritter Platz vor Giuliani eine nette Trophäe, aber auch nicht viel mehr. Bei dem Zweikampf McCain-Romney geht es hingegen um einiges: Zunächst einmal um die 57 Florida-Delegierten (die komplett an den Sieger gehen) und damit auch um die Führung im republikanischen Feld. Aber auch um ganz ordentlichen Schwung für den Super Tuesday. Den hat vor allem John McCain sehr nötig, denn finanziell kann er momentan mit Romney noch nicht mithalten. Da trifft es sich für McCain gut, dass er gestern die Unterstützung von Floridas beliebtem Gouverneur Charlie Christ bekam.
Und schließlich ist noch ein Abgang zu vermelden: Dennis Kucinich hat vor zwei Tagen das Rennen verlassen, vermutlich, um sich auf seine Wiederwahl als Kongressabgeordneter zu konzentrieren. Dabei wären schlechte Ergebnisse beim Super Tuesday sicher nicht hilfreich. Auch wenn seine Anwesenheit bei den Debatten zweifelsfrei eine Bereicherung des Spektrums der Demokraten waren, gelang es ihm weder in den Vorwahlen noch bei den Spenden, besonders aufzufallen. Und das trotz der hochkarätigen Starpower, die er als Unterstützung aufzubieten hatte:
* Hat nix mit achtbeinigen Wirbellosen zu tun, sondern mit dem englischen Verb "to spin", also dem geschickten Hin- und Herdrehen der Tatsachen.
redpoint - 27. Jan, 14:01