Kandidaten (Dem)

Samstag, 29. Dezember 2007

Better know....a candidate:Barack Obama

Eine der schillerndsten Figuren dieses Wahlkampfes ist sicherlich Barack Obama, der junge, charismatische Senator aus Illinois.
  • Name: Barack Hussein Obama Jr.
  • Barack Obama (D)
  • Geburtsdatum: 4. August 1961
  • Geburtsort: Honolulu, Hawaii
  • Heimatstaat: Illinois
  • Partei: Demokraten
  • Beruf(e): Anwalt, Dozent, Politiker
  • Religion: protestantisch
  • Ideologie: Hard-Core Liberal
Obamas Biografie ist außergewöhnlich. Als Sohn eines Kenianers und einer US-Amerikanerin wuchs er in Honolulu und Jakarta auf. Es halten sich hartnäckig Gerüchte, er hätte in Jakarta eine islamische Madrasa besucht, dies entspricht allerdings nicht der Wahrheit. Er besuchte die Columbia University in New York sowie die Harvard Law School. Dort wurde er 1990 als erster Afroamerikaner zum Präsidenten des renommierten "Harvard Law Review" gewählt. 1991 schloss er sein Harvard-Studium mit magna cum laude ab, bereits 1993 unterrichtete er Verfassungsrecht an der Universität von Chicago.
1996 wurde er in den Senat des Staates Illinois gewählt, die Wiederwahl gelang ihm 1998 und 2002. Weniger erfolgreich verlief sein erster Versuch, in den Kongress einzuziehen: 2000 scheiterte er bei den demokratischen Vorwahlen im 1. Kongressbezirk von Illinois an Amtsinhaber Bobby Rush (D-IL).
Vier Jahre später katapultierte es Obama dann aber auf die große Bühne der nationalen Politik. Zunächst einmal gelang es ihm mit Hilfe verschiedener Zeitungen und aufgrund von Pannen seiner Mitbewerber, die demokratische Nominierung für den Senatswahlkampf zu erhalten. Dann tat ihm sein republikanischer Gegenkandidat Jack Ryan (wirklich wahr) auch noch den Gefallen, seine Frau, die Schauspielerin Jeri Ryan, zu verprügeln, so dass Alan Keyes als Notlösung einspringen musste. Am Ende gewann Obama mit 43 Prozentpunkten Vorsprung, was der größte Vorsprung in der Geschichte des Staates Illinois ist.
Mindestens genauso bedeutend für Obamas nationale Bekanntheit war allerdings sein Auftritt auf dem demokratischen Wahlkongreß. Er stahl dem Kandidatenduo Kerry&Edwards die Show und lieferte eine vielbeachtete Rede ab:



Am 10. Februar 2007, nach lediglich 2 Jahren im Senat, erklärte Obama seine Kandidatur auf den Stufen des Old State Capitol in Springfield, Illinois Hauptstadt, in dem Abraham Lincoln 1858 seine legendäre "House Divided"-Rede gehalten hatte. Zentrales Element seiner Kampagne war von Anfang an das Versprechen, einen neuen Politikstil einzuführen. Kritik ob seiner geringen Erfahrung, insbesondere in der Außenpolitik konterte er mit dem Verweis darauf, dass kaum jemand mehr Erfahrung besessen hätte als Donald Rumsfeld und Dick Cheney. Mit zunehmender Dauer des Wahlkampfes verschärften sich seine Angriffe auf Hillary Clinton, die er als Vertreterin des Washingtoner Establishments darstellt. Zu Hilfe kommt ihm dabei der Umstand, dass Clinton anfänglich für den Irak-Krieg stimmte (wie fast alle ihrer Senatskollegen), während Obama für sich reklamieren kann, von Anfang an dagegen gewesen zu sein:



Inhaltlich hat es sich damit auch schon so fast. Erwähnenswert ist noch der Einsatz gegen Lobby-Interessen und für die Opfer des Hurrikans Katrina. Ansonsten is demokratischer Mainstream angesagt.

Positionen:
  • Abtreibung: Pro Choice
  • Same-Sex Marriage: Sollen die Kirchen entscheiden, aber für eingetragene Partnerschaften, Gleichbehandlung
  • Krieg: Irak-Krieg beenden, will Abzug bis 2013, mag aber nix versprechen
  • Außenpolitik: Bereit, mit FidelCastro, Kim Jung Il & Hugo Chavez zu reden
  • Arbeitsmarkt: Für Anhebung Mindeslohn, Unterstützer von Gewerkschaften
  • Todesstrafe: klar dagegen
  • Waffenkontrolle Für scharfe Kontrolle
  • Bürgerrechte: Starke Unterstützung von Affirmative Action
Der Rest der Obama-Kampagne dreht sich im wesentlichen um ihn selbst: Obama, der junge, frische, farbige Kandidat mit multikulturellem Background, der alles irgendwie anders und besser machen will. Ob's langt, wird sich zeigen, momentan sieht es nicht danach aus. Selbst wenn Obama in Iowa UND New Hampshire gewinnen sollte, wäre es noch ein weiter Weg zur Mehrheit auf der Convention.
Zum Abschluss gibt es noch zwei Videos: techpresident.com hat eine Top Ten der besten Videos von und über Kandidaten aufgestellt. In der Kategorie "Videos über Kandidaten" führt ein mittlerweile legendärer Spot eines Obama-Fans:



Und in der Kategorie "Videos von Kandidaten" hat Obama selbst den Sieg mit einem ziemlich langen Spot davongetragen:

Freitag, 7. September 2007

Better know....a candidate: Chris Dodd

Es gibt ja schon eine Menge außergewöhnliche Persönlichkeiten. Der nächste Kandidat ist da ganz anders: Chris Dodd ist so langweilig, wie man sich einen US-Politiker überhaupt nur vorstellen kann.
  • Name: Christoper John Dodd
  • Chris Dodd (D)
  • Geburtsdatum: 27. Mai 1944
  • Geburtsort: Willimantic, Conn.
  • Heimatstaat: Connecticut
  • Partei: Demokraten
  • Beruf(e): Anwalt, Politiker
  • Religion: katholisch
  • Ideologie: Hard-Core Liberal
Chris Dodd stammt aus einer klassischen Ostküsten-Politiker-Familie. Sein Vater, Thomas J. Dodd, wie seine Mutter irischer Abstammung, war 12 Jahre lang US-Senator für Connecticut. Nach seiner Ausbildung in einer Jesuitenschule vor den Toren Washingtons und dem katholischen Providence College in Rhode Island ging Dodd für das Friedenscorps in die Dominikanische Republik. Hier lernte er Spanisch, womit er einer von nur zwei demokratischen Bewerbern ist, die diese Sprache beherrschen.
1974 gehörte Dodd zu den "Watergate babies", den Demokraten, die nach der Watergate-Affäre zahlreich neu in den US-Kongress gewählt wurden. Sechs Jahre lang vertrat er Connecticuts zweiten Bezirk im Repräsentantenhaus, bevor er 1980 in den Senat gewählt wurde, dem er bis heute angehört. Er wurde viermal wiedergewählt und ist damit der einzige Politiker in der Geschichte des Staates Connecticut, dem 5 aufeinanderfolgende Amtszeiten beschert waren. 1995-97 war Dodd Vorsitzender der Nationalen Demokratischen Parteiorganisation, ein im Vergleich zu Deutschland unbedeutendes Amt. 2005 hätte er Fraktionschef der Demokraten im Senat werden können, lehnte das aber ab. Gegenüber der Bundeswahlbehörde hat Dodd bereits erklärt, sich 2010 nicht um eine weitere Amtszeit als Senator zu bewerben.
Dodd gehört dem Bankenausschuss des Senats an, dessen Vorsitzender er seit Anfang 2007 ist. Seine Nähe zu großen Finanzkonzernen wie MorganStanley hat ihm immer wieder Kritik von Organisationen wie dem Center for Public Integrity eingebracht. Dennoch gehört Dodd klar zum linken Flügel seiner Partei, auch wenn das durch sein allgemein eher dröges Auftreten selten so deutlich wird, wie in dieser Auseinandersetzung mit Bill O'Reilly, einem erzkonservativen FOX News-Moderator:


Er unterstützte die Ermächtigungsresolution zum Irak-Krieg, hat sich aber in der Zwischenzeit zu einem der radikalsten Kritiker innerhalb des Senats gewandelt: So unterstützte er einige der schärfsten Gesetzesvorhaben zur Beendigung des Krieges und gegen weitere Steuermittel für dessen Durchführung. Auch in Bürgerrechtsfragen gehört Dodd zu den radikalsten Demokraten, auch wenn er sich zu einem echten "Ja" zur gleichgeschlechtlichen Ehe nicht durchringen konnte.

Positionen:
  • Abtreibung: Pro Choice
  • Same-Sex Marriage: Dagegen, aber für eingetragene Partnerschaften, Gleichbehandlung
  • Krieg: Irak-Krieg sofort beenden, Abzug am 1. April 2008
  • Arbeitsmarkt: Für Anhebung Mindeslohn, Unterstützer von Gewerkschaften
  • Todesstrafe: eher dagegen, fordert Moratorium, mehr DNA-Tests
  • Waffenkontrolle Für scharfe Kontrolle
  • Energie/Klima: Für deutliche Reduktion der Treibhausgas-Emissionen: 40% bis 2025, 80% bis 2080
Sollte jetzt jemand fragen: "Was bringt dieser Kerl besonderes in den Wahlkampf ein?", wäre die Antwort wohl "Nix." Ein alter, weißer Mann mit viel Senatserfahrung wie Joe Biden, ein Befürworter von Bürgerrechten und Gewerkschaften wie John Edwards und Dennis Kucinich, ein Kriegskritiker wie Obama...es is alles schon da. Und er bringt nicht einmal die Würze eines Mike Gravel in die Debatten mit seiner eher humorlosen Art. Apropos Humor: Dass diesbezüglich auch ein blindes Huhn gelegentlich Getreide findet, beweist folgender Spot, mir dem Dodd auf sein Alter anspielt. Zum besseren Verständnis sei angemerkt, dass "white hare" weißer Hase bedeutet.


edit 5.1.08:
Chris Dodd hat seine Bewerbung am Abend der Vorwahlen in Iowa zurückgezogen.

Better know....a candidate: Bill Richardson

Kaum ein Bewerber kann auf so eine abwechslungsreiche politische Karriere zurückblicken wie unser nächster Kandidat: Bill Richardson
  • Name: William Blaine Richardson III
  • Bill Richardson (D)
  • Geburtsdatum: 15. November 1947
  • Geburtsort: Pasadena, Calif.
  • Heimatstaat: New Mexico
  • Partei: Demokraten
  • Beruf(e): Verwaltungsangestellter, Politiker
  • Religion: katholisch
  • Ideologie: Moderate Liberal
Seine Kindheit verbrachte der Sohn einer mexikanischen Mutter und eines mexikanisch-us-amerikanischen Vaters in Mexico-Stadt. Mit 13 schickten ihn seine Eltern in die USA, wo er in Massachusetts Schule und Universität besuchte, welche er mit Abschlüssen in Französisch und Politikwissenschaft verließ. Nach einigen Jahren als Referent im US-Außenministerium und einer erfolglosen Kandidatur in New Mexicos 1. Kongressbezirk gelang es ihm 1983, den neu geschaffenen 3. Bezirk des Staates zu gewinnen und 6 mal zu verteidigen, so dass er dem US-Kongress bis 1997 angehörte.
Im Januar 1997 ernannte Bill Clinton ihn zum Nachfolger von Madeline Albright als UN-Botschafter. Dieses Amt übte Richardson 2 Jahre aus, bevor Clinton ihn Ende 1998 zum Minister für Energiefragen machte, sein Nachfolger bei der UN wurde der ausgewiesene Menschenfreund Richard Holbrooke. Mit der Entscheidung des Obersten Gerichtshofes, nach den Wahlen 2000 mal ausnahmsweise den Zweiten zum Sieger zu erklären, endete auch Richardsons Zeit in Washington. Nach einem kurzen Zwischenspiel in Wirtschaft und Wissenschaft wurde er 2002 zum Gouverneur von New Mexico gewählt. Hier verfolgte er einen wirtschaftsfreundlichen Kurs von Steuersenkungen und Ausgabenkürzungen, woraufhin ihn das konservative CATO-Institut zu einem der "finanzpolitisch vernünftigsten" demokratischen Gouverneure erklärte. Aufmerksamkeit erregte Richardson auch immer wieder mit für einen Gouverneur ungewohnter diplomatischer Tätigkeit. So verhandelte er im Auftrag der Bundesregierung mehrfach mit der nordkoreanischen Führung in Sachen Nuklearprogramm und wurde von Generalsekretär der OAS zum "Sonderbotschafter für hemisphärische Angelegenheiten" ernannt. Auch im Sudan war Richardson mehrfach aktiv, so handelte er Anfang 2007 einen 60tägigen Waffenstillstand in Darfur aus. Für seine diplomatischen Aktivitäten wurde er vier Mal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Bevor Anfang 2007 seine Bewerbung um das Präsidentenamt erklärte, soll er bereits 2000 und 2004 als poteniteller Vizepräsidentschafts-Kandidat auf den "short-lists" von Al Gore und John Kerry gestanden haben.
Unter den innenpolitischen Themen ragt vor allem seine Nähe zur Waffenlobby heraus. Richardson verfügt über eines der besten Ratings aller Gouverneure durch die National Rifle Association, einer, nun ja, umstrittenen Organisation:


Positionen:
  • Abtreibung: Pro Choice
  • Same-Sex Marriage: Dagegen, aber eingetragene Partnerschaften ok
  • Krieg: Irak-Krieg sofort beenden, in 6 Monaten alle abziehen
  • Todesstrafe: Dafür, Widerspruchsverfahren erschweren
  • Waffenkontrolle Teufelszeug, yeeeee-haa!
  • Drogenpolitik: Gegen Legalisierung, für Prävention statt schärferer Strafen
  • Energie/Klima: Unterstützer des Kyoto-Vertrages, Ausbau alternativer Energien, für Atomenergie
War es 2004 noch einigermaßen schwierig, den konservativsten Demokraten im Feld auszumachen, ist es dieses Jahr ziemlich klar: Die goldene Faustfeuerwaffe geht an Bill Richardson. Aus diesem Grund wird er auch in den demokratischen Vorwahlen keine Chance haben. Auch wenn er in den nationalen Umfragen auf Platz 4 liegt und in den Rockies durchaus konkurrenzfähig ist: Ohne die liberalen Hochburgen an der Westküste und in Neuengland wird man kein demokratischer Präsidentschaftsbewerber. Aber er wäre eine gute Wahl als Vizepräsidentschaftskandidat: Als einziger Latino im ganzen Feld würde er den Demokraten einen wichtigen Pluspunkt bei einer strategisch hochbedeutsamen Wählergruppe bringen. Als einziger Demokrat aus dem Westen der USA wäre er eine wirksame Waffe im Kampf um die ehemals erzrepublikanischen Staaten im Südwesten, die sich in den vergangenen Jahren immer stärker den Demokraten zugewandt haben. Als Konservativer könnte er einen Ausgleich zu den deutlich liberaleren Spitzenreitern der Demokraten bilden und damit das Ticket attraktiver für Unabhängige machen. Und mit seiner außenpolitischen Erfahrung wäre er eine gute Ergänzung zu den diesbezüglich eher unerfahrenen Kandidaten Obama oder Edwards. Seine Erfahrung gehört auch zu den Punkten, die Richardson in seiner Kampagne besonders heraushebt:


edit 12.1.08:
Bill Richardson hat seine Kandidatur am 10. Januar zurückgezogen.

Montag, 3. September 2007

Better know....a candidate: John Edwards

Heute stelle ich euch den Robin Hood unter den Präsidentschaftskandidaten (und meinen persönlichen Favoriten) vor: John Edwards.
  • Name: Johnny Reid Edwards
  • John Edwards (D)
  • Geburtsdatum: 10. Juni 1953
  • Geburtsort: Seneca, South Carolina
  • Heimatstaat: North Carolina
  • Partei: Demokraten
  • Beruf(e): Anwalt, Politiker
  • Religion: United Methodist
  • Ideologie: Populist-Leaning Liberal
Edwards wuchs, wie er nicht müde wird zu betonen, in einfachen Verhältnissen auf. Sein Vater arbeitete in einer Textilfabrik und er selbst war der erste in seiner Familie, der die Universität besuchte. Er studierte zunächst an der NCSU und später Jura an der UNC, beides staatliche Hochschulen in North Carolina. An der UNC lernte er seine heutige Frau, Elizabeth, kennen. Elizabeth Edwards spielt vor allem in der aktuellen Kampagne eine außergewöhnliche Rolle. Ihr offener Umgang mit ihrer eigenen Brustkrebserkrankung brachte den beiden auf der einen Seite enorme Sympathien in der Bevölkerung. Andererseits wurde sie damit auch zu einer schwer angreifbaren Wahlkampfhilfe für ihren Mann - ein Umstand, den die beiden auch ausgiebig nutzen:


Aber zurück zu John Edwards: Vor seinem Einstieg in die Politik machte er sich als Anwalt einen Namen (und nebenbei: ein ziemliches Vermögen). Seine Spezialität waren millionenschwere Schadensersatzklagen gegen große Firmen, bei denen für die Anwälte in der Regel ein Drittel des gezahlten Schadensersatzes plus Spesen abfällt. Solche Klagen sind ja die Ursache für manch aus europäischer Sicht absurd anmutenden Warnhinweis auf Produkten (ich sage nur "Katze" und "Mikrowelle"). Ein Prozess gegen eine Firma, die Absaugvorrichtungen für Schwimmbecken herstellte, machte ihn über die Grenzen von North Carolina hinaus bekannt. Dieser Fall und der Tod seines Sohnes Wade bei einem Autounfall veranlassten Edwards, die Juristerei an den Nagel zu hängen und in die Politik zu wechseln.
1998 konnte er den republikanischen Amtsinhaber im ersten Anlauf schlagen wurde Senator für North Carolina. Im Senat gehörte er der "New Democrat Coalition", einer zentristischen Gruppierung innerhalb der Demokraten an. Darüber hinaus war er Mitglied des Justiz- und des Geheimdienstausschusses. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen soll Edwards, wie auch John Kerry in der engeren Wahl als Vizepräsidentschaftskandidat für Al Gore gewesen sein, der sich schließlich für Joe Lieberman entschied.
2004 bewarb sich Edwards um die demokratische Nominierung für die Präsidentschaftswahlen. Bei den Vorwahlen in Iowa gelang ihm ein spektakulärer zweiter Platz hinter John Kerry. Zwar konnte er nicht genügend Staaten für sich entscheiden, um sich die Nominierung zu sichern, aber sein starkes Abschneiden sicherte ihm den zweiten Platz auf dem Ticket - was am Ende bekanntlich nix genützt hat.
Da Edwards seinen Senatssitz aufgrund der Präsidentschaftskampagne nicht verteidigen konnte, war er nach der Wahl ohne politisches Amt. Er engagierte sich außerparlamentarisch in Gewerkschafts- und Armutsfragen. So wurde er 2005 zum Direktor des "Center on Poverty, Work and Opportunity" an der UNC. Bei den Zwischenwahlen 2006 organisierte er erfolgreiche Kampagnen für eine Anhebung des Mindestlohns in vielen Staaten.
Seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2008 erklärte er in einem wieder aufgebauten Teil von New Orleans und unterstrich auch hier wieder sein Engagement für die sozial Schwachen:

Wie die meisten demokratischen Abgeordneten unterstützte auch Edwards die Irak-Politik des Präsidenten. Im November 2005, ein Jahr nach seinem Ausscheiden aus dem Senat, räumte er ein, dass dies ein schwerer Fehler gewesen sei. Seitdem lässt er keine Gelegenheit aus, sich für diesen Fehler zu entschuldigen:


Darüber hinaus sind seine Vorschläge zur Beendigung des Irak-Krieges aber eher vage. Deutlich klarer und substanzieller sind seine Vorstellungen dagegen in den Bereichen Steuern und Sozialstaat. So legte er als erster einen umfassenden Plan für eine alle Amerikaner umfassende Krankenversicherung vor. Dieser Plan geht auch teilweise erheblich weiter als die Vorstellungen seiner Konkurrenten. Zur Finanzierung will Edwards Teile der Steuersenkungen der Bush-Regierung zurücknehmen.
Auch in Umweltfragen gibt Edwards den Linksaußen: So fordert er nicht nur eine Senkung der CO²-Emissionen um 80% bis 2050 bei gleichzeitigem Verzicht auf den Neubau von Atomkraftwerken. Er ruft seine Landsleute auch auf, auf SUVs zu verzichten.
Ein drittes Thema, das Edwards von den anderen Kandidaten unterscheidet, ist der Einfluss von Lobbyisten auf die Politik. Diesen stellt er als eines der Grundübel der gegenwärtigen amerikanischen Politik dar:


Zu den weiteren Themen:
Positionen:
  • Abtreibung: Pro Choice
  • Same-Sex Marriage: persönlich dagegen, aber "on a voyage"
  • Krieg: Krieg sofort beenden, kein weiteres Geld für den Krieg bereitstellen
  • Drogenpolitik: keine schärferen Strafen
  • Energie/Umwelt: Treibhausgase runter, Atomenergie riskant und unsauber
  • Gesundheit: starker Ausbau des öffentlichen Gesundheitswesens
  • Mindestlohn: anheben
Edwards liegt momentan in den Umfragen auf Platz 3 - mit reichlich Platz nach vorn und hinten. Allerdings liegt er in zwei Staaten vorn, deren Vorwahlen sehr früh stattfinden: Iowa und South Carolina. Ein Erfolg in Iowa könnte ihm einen Schub geben. Ob er ein zweites Mal als Vizepräsidentschaftskandidat antreten würde, ist fraglich. Zumal er und Hillary Clinton wohl keine Freunde mehr werden.
Edward's Kampagne hatte auch schon ein paar Schwierigkeiten zu überstehen. Angesichts seines persönlichen Wohlstands hat seine Anti-Armuts-Kampagne mit Vorwürfen der Unglaubwürdigkeit zu kämpfen. Besonders deutlich wurde dies, als er sich für einen Wahlkampftermin einen Promi-Friseur einfliegen ließ, was den Haarschnitt am Ende 400 $ kosten ließ. Die daraus entstehende Kontroverse, von der er sich bis heute nicht ganz erholt hat, nahm Edwards mit folgendem, wie ich finde, ganz cleveren Spot auf:



edit 30.1.08
John Edwards hat sich soeben aus dem Rennen zurückgezogen.

Samstag, 1. September 2007

Better know....a candidate: Joe Biden

Kommen wir nun zu einem etwas konservativeren Demokraten: Joe Biden
  • Name: Joseph Robinette Biden
  • Joe Biden (D)
  • Geburtsdatum: 20. November 1942
  • Geburtsort: Scranton, Pennsylv.
  • Heimatstaat: Delaware
  • Partei: Demokraten
  • Beruf(e): Anwalt, Professor, Politiker
  • Religion: katholisch
  • Ideologie: Hard-Core Liberal
Bidens Einstieg in die nationale Politik war spektakulär. Mit gerade einmal 29 Jahren besiegte er den damligen republikanischen Senator von Delware, J. C. Boggs und wurde der fünftjüngste Senator der US-amerikanischen Geschichte. Boggs hatte sich eigentlich zum Kandidaturverzicht entschieden, wurde aber von Präsident Nixon zur erneuten Kandidatur überredet, um eine innerparteiliche Auseinandersetzung um Boggs' Nachfolge zu Verhindern. Der 63jährige Senator führte einen schwachen Wahlkampf und unterschätze seinen jungen Gegner - das Wahlalter war gerade auf 18 abgesenkt worden - so dass Biden mit etwas mehr als 3.000 Stimmen Vorsprung gewann. Das sollte die letzte knappe Wahl seiner bisherigen politischen Karriere bleiben, denn seine bisherigen fünf Wiederwahlen gelangen alle mit Vorsprüngen um die 20 Prozentpunkte. Biden ist ein Klasse-2-Senator, so dass seine Wiederwahl theoretisch 2008 anstünde - er wird sich also in den nächsten Monaten entscheiden müssen, ob er zugunsten eines Präsidentschaftsrennens auf den sicheren Senatssitz verzichten will. Zumal er einen der angenehmsten Posten hat, den es im Kongress gibt: demokratischer Senator in einem stark demokratisch geprägten Bundesstaat, der nach Größe und Bevölkerung zu den kleinsten der USA gehört und noch dazu vor der Haustür der Hauptstadt liegt. Delaware grenzt nicht direkt an Washington D.C., aber von Delawares Hauptstadt Dover bis zum Capitol Hill sind es gerade einmal 130 km. Während Abgeordnete aus Kalifornien, Arizona oder gar Alaska oder Hawaii ihre Wahlkreise nur selten zu Gesicht bekommen, kann Biden morgens mit der Bahn zur Arbeit fahren - was er auch häufig tut. So verwundert es nicht, dass er einer der eifrigsten Fürsprecher der halbstaatlichen Eisenbahngesellschaft AMTRAK ist.
Bereits 1988 bewarb sich Biden zum ersten Mal um die demokratische Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten. Die Kampagne brach zusammen, nachdem sich Biden für seine Reden ausgiebig beim damligen Labour-Chef Neill Kinnock bedient hatte und bei einer (!) Rede vergessen hatte, dies korrekt zu zitieren. Wie es überhaupt unbedachte Äußerungen waren, die Biden immer wieder in Schwierigkeiten brachten:


Nach vielen Jahren im Justizausschuss des Senats, in denen er sich gegen Drogenkriminalität, Gewalt gegen Frauen und für stärkere Waffenkontrolle einsetzte, gehört Biden seit 1997 dem Auswärtigen Ausschuss an, dessen Vorsitzender er 2001-2003 war und seit Anfang 2007 wieder ist.
In der Außenpolitik vertritt Biden eine klar interventionalistische Position: So setzte er sich massiv für die Intervention der USA auf dem Balkan ein, auch in der aktuellen Darfur-Krise fordert Biden das mitlitärische Eingreifen der USA.
Biden unterstützte den außenpolitischen Kurs Präsident Bushs in der Zeit zwischen dem 11. September 2001 und dem Beginn des Irak-Krieges. Mit seinem republikanischen Kollegen Lugar erarbeitete er eine Resolution, die den Präsidenten verpflichtet hätte, vor einem Waffengang alle diplomatischen Mittel auszuschöpfen. Nach dem Scheitern dieser Resolution stimmte er der Ermächtigung zum Irak-Krieg zu - in der Annahme, Bush würde mit diesem Votum im Rücken die Arbeit der Waffeninspekteure vorantreiben, so Biden heute. In den vergangenen Jahren hat sich Biden, wie viele andere führende Demokraten, zum Kritiker des Irak-Krieges entwickelt:

Im Gegensatz zu anderen Demokraten hat Biden allerdings einen eigenen Plan für die Zukunft des Irak erarbeitet. Und während sich die anderen demokratischen Präsidentschaftskandidaten gegenseitig überrbieten, was die Geschwindigkeit des Abzugs angeht, spricht Biden sich für einen vorsichtigen Rückzug aus, um die Sicherheit der Truppen und Zivilisten nicht zu gefährden. Und all das, obwohl Bidens eigener Sohn demnächst in den Irak muss, ein Schicksal, dass er mit den wenigsten Senatorensöhnen und -töchtern teilen dürfte. Wir haben es wohl wieder mit einem Überzeugungstäter zu tun.
Zu den weiteren Themen:
Positionen:
  • Abtreibung: unterschiedlich, aber eher Pro Choice
  • Same-Sex Marriage: befürwortet eingetragene Partnerschaften
  • Krieg: Vorsichtiger Abzug aus dem Irak, Intervention in Darfur
  • Drogenpolitik: starke Vorsorge statt scharfer Strafen
  • Energie/Umwelt: Für Ausbau regenerativer Energien, stärkeren Umweltschutz
  • Waffenkontrolle: starker Befürworter
Joe Biden stellt sicher eine Bereicherung des demokratischen Kandidatenfeldes dar - sowohl inhaltlich als auch rhetorisch. Mehr aber auch nicht. In vergangenen Wahlen wäre Biden sicher ein ernstzunehmender Bewerber, aber zwischen Hillary, Barack Obama und John Edwards gelingt es ihm nicht, sich in Szene zu setzen. Zumal seine message in puncto Irak alles andere als populär bei der demokratischen Basis ist. Aber vielleicht sehen wir ihn ja noch mal als Außenminister oder UN-Botschafter.

edit 3.9.07:
Heute erklärte Biden, er würde seine Kandidatur beenden, würde er in den Iowa Caucusses nicht wenigstens Zweiter oder sehr knapp Dritter werden

edit 5.1.08:
Joe Biden hat seine Bewerbung am Abend der Vorwahlen in Iowa zurückgezogen.

Freitag, 31. August 2007

Better know....a candidate: Mike Gravel

Die Reihe der demokratischen Kandidaten beginne ich auf Wunsch eines älteren Herrn mit Mike Gravel, dem Rumpelstilzchen aus Alaska.
  • Name: Maurice Robert Gravel
  • Mike Gravel (D)
  • Geburtsdatum: 13. Mai 1930
  • Geburtsort: Springfield, Mass.
  • Heimatstaat: Alaska
  • Partei: Demokraten
  • Beruf(e): Taxifahrer, Immobilienmakler, Eisenbahnarbeiter, Politiker
  • Religion: Unitarian
  • Ideologie: Hard-Core Liberal
Nach mehreren weniger erfolgreichen Anläufen gelang es Gravel 1968, den amtierenden 81jährigen Senator Ernest Gruening bei den demokratischen Vorwahlen zu besiegen und in der Folge für Alaska in den US-Senat gewählt zu werden. 1974 gelang ihm die Wiederwahl, dass Gravel dem Senat zwei volle Wahlperioden angehörte. Im Vorwahlkampf 1980 unterlag er dem Enkelsohn des Mannes, den er 1968 besiegt hatte, Clark Gruening. Dieser wiederum konnte sich in der Wahl nicht gegen den republikanischen Kandidaten durchsetzen.
In den 12 Jahren im Senat machte Gravel vor allem durch zwei Themen auf sich aufmerksam: Einerseits war er einer der ersten und lautesten Gegner der Atomkraftnutzung - zivil wie militärisch. Außerdem verhinderte er 1971 mit einem Filibuster die von der Nixon-Administration angestrebte Verlängerung der Wehrpflicht - eine Leistung, die Gravel auch heute noch betont.
Nach seiner Niederlage 1980 zog sich Gravel ins Privatleben zurück, aus dem er 2006 schlagartig wieder auftauchte, als er seine Präsidentschaftskandidatur erkärte, was bei vielen jüngeren Journalisten einen "Mike Who?"-Effekt ausgelöst haben dürfte.

Positionen:
  • Abtreibung: Pro Choice
  • Same-Sex Marriage: Dafür
  • Krieg: Irak-Krieg sofort beenden, gegen Intervention im Iran
  • Todesstrafe: Dagegen
  • Drogenpolitik: Marijuana leagalisieren
  • Energie/Klima: Gegen Atomenergie, für Kyoto-Protokoll
Und zum Abschluss noch Gravels Auftritt bei der ersten demokratischen Präsidentschaftsdebatte:

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