Better know....a candidate: Rudy Giuliani

Der Mann, von dem sich keiner wirklich vorstellen kann, dass die Republikaner ihn zu ihrem Kandidaten machen - und der doch in den nationalen Umfragen klar führt: Rudy Giuliani.
  • Name: Rudolph William Louis Giuliani
  • Rudy Giuliani (R)
  • Geburtsdatum: 28. Mai 1944
  • Geburtsort: Brooklyn, New York
  • Heimatstaat: New York
  • Partei: Republikaner
  • Beruf(e): Anwalt, Unternehmer, Politiker
  • Religion: katholisch
  • Ideologie: Moderate Libertarian Conservative
Rudy Giuliani wurde in eine italo-amerikanische New Yorker Familie hineingeboren, wie sie in einem Hollywood-Film vorkommen könnte: Anständig, katholisch und mit familiären Verstrickungen in, nun ja, ehrenwerte Gesellschaften eben. So verbrachte sein Vater einige Zeit in Sing-Sing und arbeitete nach seiner Freilassung für die Mafia. Nach dem Besuch verschiedener katholischer Schulen studierte Giuliani Polikwissenschaft und Philosophie am katholischen Manhattan College. Er überlegte, katholischer Priester zu werden, verwarf dies aber und studierte Jura an der NYU Law. Dennoch lässt ihn die Religion nicht los, wie folgender Ausschnitt aus einer Fernsehdebatte in New Hampshire zeigt:


Nach Beendigung des Jura-Studiums (cum laude) wurde Giuliani Mitarbeiter eines New Yorker Bezirksrichters, der ihn auch endgültig vor dem Wehrdiest rettete. Wegen seines Studiums wurde er zwei Mal zurückgestellt, doch 1968 sollte er endlich einrücken. Richter MacMahon überzeugte die Wehrverwaltung, dass er auf seinen Mitarbeiter nicht verzichten könne, so dass er ein weiteres Mal zurückgestellt wurde und schließlich gar nicht mehr zum Militär musste.
Ab 1970 arbeitete er bei der Staatsanwaltschaft und wurde 1973 zum Staatsanwalt ernannt. 1975 wechselte er seine Parteizugehörigkeit von "Demokrat" zu "Unabhängig" und wurde Mitarbeiter im Justizministerium, wo er bis zum Ende der Ford-Administration blieb. Während der Präsidentschaft Jimmy Carters arbeitete Giuliani als Rechtsanwalt, nach einem weiteren Intermezzo im Justizministerium in den ersten Jahren der Reagan-Administration (kurz nach deren Amtsantritt wurde aus dem "Unabhängigen" ein "Republikaner") wurde er Bundesstaatsanwalt für den südlichen Bezirk von New York (State). In dieser Eigenschaft erlangte er erstmals nationale Aufmerksamkeit in spektakulären Verfahren, u.a. gegen die Mafia.
1989 bewarb sich Giuliani erstmals um das Amt des Bürgermeisters von New York, unterlag aber in der knappsten Wahl in der Geschichte der Stadt dem Demokraten Dinkins, den er vier Jahre später schlagen konnte. 1997 konnte er sein Amt behaupten und war damit der erste Republikaner seit dem 2. Weltkrieg, der als Bürgermeister von New York wiedergewählt wurde. Er machte sich vor allem durch eine restriktive Politik bei der Kriminalitätsbekämpfung einen Namen, die von vielen New Yorkern als übermäßig hart empfunden wurde, aber am Ende eine erheblich gesunkene Kriminalitätsrate zur Folge hatte. In wieweit dies wirklich mit der Politik Giulianis zusammenhängt, ist freilich heiss umstritten, zumal die Kriminalitätsrate bereits unter seinem Vorgänger zu sinken begann. Aber die Kriminalität ging zurück und mit diesem Plus im Rücken wollte Giuliani bei den Senatswahlen 2000 gegen Hillary Clinton antreten. Dazu kam es am Ende nicht, weil sich Giuliani, offiziell aus gesundheitlichen Gründen, zurückzog.
Nun ja, er hätte auch etwas verpasst: Am 11. September 2001 katapultierte eine Gruppe durchgeknallter Fanatiker die Stadt New York und ihren Bürgermeister schlagartig in den Fokus der (westlichen) Weltöffentlichkeit. Mit professioneller Öffentlichkeitsarbeit profilierte er sich als Fels in der Brandung und war von nun an "Americas Mayor", TIME ernannte ihn zur "Person of the year 2001". Auch hier gibt es nach wie vor heftige Kontroversen über Giulianis tatsächliche Rolle während der Anschläge und in den Wochen danach. So ist das Verhältnis zwischen Giuliani und den wichtigsten Feuerwehr-Verbänden bis heute angespannt bis feindselig, sie werfen ihm vor, die Suche nach Überlebenden und Opfern zu früh abgebrochen zu haben, um mit den Wiederaufbauarbeiten beginnen zu können.
Giulianis Amtszeit als Bürgermeister endete am 31. Dezember 2002, sein Nachfolger wurde der Milliardär Michael Bloomberg. Im März 2006 Mitglied der überparteilichen Irak-Arbeitsgruppe, schied aus dieser aber aus "terminlichen Gründen" bereits im Mai aus: Er hatte schon mit dem Spendensammeln für den Präsidentschaftswahlkampf begonnen.

Positionen:
  • Abtreibung: Pro Choice
  • Same-Sex Marriage: dagegen, aber für eingetragene Partnerschaften, mehr Rechte für LGBT
  • Krieg: Kein Rückzug im Irak, eventuell unilateral vorgehen in Pakistan, notfalls taktische Atomwaffen gegen Iran
  • Todesstrafe: dafür
  • Steuern&Staat: Steuern runter
  • Folter: Wenns was hilft, immer feste
  • Waffenkontrolle: dafür
  • Klima & Energie: für Klimaschutz, für alternative Energien, gegen Kyoto-Vertrag
Giuliani ist das, was die Amerikaner ein "one trick pony" nennen, also ein Kandidat, der im wesentlichen ein Thema hat und das ist der Krieg gegen den Terror.


Hier hat er sich in den Jahren seit 2001 ein Image geschaffen, dass ihm eine hohe Kompetenzvermutung bei der Bevölkerung, vor allem der republikanischen Basis bringt. Das Problem ist nicht, dass er zu anderen Themen nichts zu sagen hat (wobei auch das für einige Felder stimmt), sondern das seine Ansichten zur Abtreibungsfrage, gleichgeschlechtlicher Ehe oder Waffenkontrolle jedem eingefleischten Republikaner die Zornesröte ins Gesicht treiben. Von seinem persönlichen Lebenswandel (zwei, nicht gerade geräuscharme, Scheidungen) ganz zu schweigen. Deshalb gibt es für Giulianis Kampagne zwei strategische Bedrohungen:
  1. Infragestellung seiner Anti-Terror-Kompetenz: Die Vorwürfe, er habe sich 2001 mehr um seine PR als um die Helfer, Polizisten und Feuerwehrleute seiner Stadt gekümmert, verfangen bisher nicht sonderlich bei der Basis der Republikaner. Sollte sich das ändern, hat
  2. Themenwechsel: Wenn es seinen Konkurrenten gelingt, andere Themen (s.o.) in den Vordergrund zu spielen, könnte selbst das "Held von 9/11"-Image nicht ausreichen, um die konservative Basis zu überzeugen
So lange Giuliani aber diese beiden Punkte im Griff hat, dürfte er gute Chancen haben, seinen Spitzenreiter-Status ins Ziel zu retten und einer der liberalsten republikanischen Kandidaten der Nachkriegszeit zu werden.

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