Super-Tuesday PREVIEW (I): Der Zwischenstand
So, die erste Phase des Vorwahlkampfes ist mit den Florida primaries abgeschlossen - im Gegensatz zu den verbliebenen Kandidaten können wir also mal durchschnaufen und Bilanz ziehen. Zunächst einmal die Delegiertenstände. (Quelle: CNN)
Demokraten:
Hillary Clinton: 232 (48)
Barack Obama: 158 (63)
John Edwards: 62 (26)
Sonstige: 0 (0)
Republikaner:
John McCain: 97 (95)
Mitt Romney: 74 (67)
Mike Huckabee: 29 (26)
Ron Paul: 6 (6)
Rudy Giuliani: 2 (1)
Fred Thompson: 0 (0)
Sonstige: 0 (0)
Die Zahl in den Klammern bezieht sich auf die in den Vorwahlen gewonnenen gebundenen Delegierten. Hinzu kommen bei den Demokraten die sogenannten "Super Delegates" (gut erkärt bei uswahl2008.de), bei den Republikanern "unpledged delegates", also ungebundene Delegierte. Diese Delegierten (meist Amts- und Würdenträger ihrer Partei auf unterschiedlichen Ebenen) sind in ihrer Entscheidung vollkommen frei und können sich auch in letzter Minute noch umentscheiden. Einige davon können allerdings mit gewisser Sicherheit dem einen oder anderen Kandidaten zugerechnet werden - beispielsweise Sen. Ted Kennedy (D-MA) für Barack Obama. Aber diese Zahlen sind eben von CNN geschätzt und können sich ändern. Die Zahl vor der Klammer stellt die Gesamtzahl der gebundenen und ungebundenen Delegierten dar.
Soweit zu den Zahlen. Wie stellt sich nun die Lage dar? Wenn Rudy Giuliani sich aus dem Rennen zurückzieht - wovon alle Welt ausgeht und was auch aus Giulianis Umfeld berichtet wird - haben wir es in beiden Parteien mit einer Art Dreier mit Zusatzzahl zu tun. Das heisst, drei Kandidaten kämpfen am kommenden Dienstag ernsthaft um Siege und Delegierten Stimmen und einer (bei den Demokraten Gravel, bei den Republikanern Paul) läuft halt so mit.
Dabei sind die Regeln etwas unterschiedlich. Bei den Demokraten werden in allen 22 Staaten (und den Auslands-Demokraten) die Delegierten proportional verteilt, in der Regel mit einer 15%-Sperrquote. Sollte Clinton also alle Staaten mit 40% vor Obama mit 35% und Edwards mit 20% gewinnen, könnte sie nach dem Super Tuesday weiter von der Kandidatur entfernt sein als je zuvor - ohne das Obamas Chancen wirklich gestiegen wären. In einem solchen Szenario wäre Edwards der Gewinner, weil ohne ihn gar nichts ginge. Allerdings ist zu vermuten, dass die Obama-Clinton-Polarisierung dafür sorgen dürfte, dass Edwards in etlichen Staaten unter der 15%-Hürde bleibt. Aber dennoch stehen die Chancen gut, dass auch nach dem kommenden Dienstag kein klarer Sieger bei den Demokraten auszumachen ist - zumal mit Virginia, Ohio, Pennsylvania und Texas auch noch einige Schwergewichte nicht am Super Tuesday mit von der Partie sind.
Bei den Republikanern stehen die Chancen seit gestern deutlich besser, dass der kommende Dienstag die Entscheidung bringt. Mit dem Sieg von Florida im Rücken und Rudy Giuliani aus dem Rennen (und vielleicht sogar auf seiner Seite, wie man hört), hat John McCain exzellente Chancen, beim Super Tuesday gehörig abzuräumen. In Kalifornien, New York und New Jersey stehen drei große Brocken mit vielen moderaten Republikanern auf dem Programm und auch sein Heimatstaat Arizona stellt mit 53 Delegierten eine gehörige Truppe auf der Convention. Romneys Heimatstaat Massachusetts stellt dagegen nur 43 und gehört auch noch zu den wenigen Staaten bei den Republikanern, die ihre Delegierten anteilig verteilen. Chancen könnte Romney in Illinois und Wisconsin haben, im benachbarten Michigan hat er McCain ja schlagen können. Allerdings vergibt Illinois noch nicht seine 70 Delegierten, sondern veranstaltet einen so genannten "beauty contest", eine nicht bindende Vorwahl. Die Delegierten werden später auf einem Parteikongress gewählt. Den Süden, der McCain eher skeptisch gegenübersteht, bearbeitet Mike Huckabee schon seit Tagen intensiv - auch hier dürfte es für Romney schwer werden, Siege zu landen. Schwierig einzuschätzen ist die Wirkung der finanziellen Lufthoheit, die Romney immer noch hat. Bei den Michigan primaries hatte er McCain und Huckabee im Bereich Fernsehwerbung um Größenordnungen überboten, in Florida hingegen hat dies nicht funktioniert. Aber das scheint mir die einzige Möglichkeit zu sein, wie es Romney packen könnte: die teuren Medienmärkte in New York und Kalifornien mit Werbung nur so zuzupflastern. Für Mike Huckabee geht es nicht mehr darum, die meisten Delegierten einzufahren - dieser Zug ist spätestens seit South Carolina abgefahren. Aber mit einigen Erfolgen in den Südstaaten kann er sich McCain als Vizepräsidentschaftskandidat geradezu aufdrängen. Das gilt umso mehr, wenn das Rennen zwischen McCain und Romney so knapp bleibt, dass Huckabee den Königsmacher spielen kann.
Allgemein kann man feststellen, dass diese Vorwahl-Saison jetzt schon historische Dimensionen angenommen hat. Zu diesem Zeitpunkt noch sechs einigermaßen aussichtsreiche Kandidaten im Rennen zu haben - da muss man schon weit in die Geschichte zurückschauen, um so ein Szenario zu finden. Der teuerste Vorwahlkampf in der US-Geschichte dürfte es ohnehin schon jetzt sein.
Demokraten:
Hillary Clinton: 232 (48)
Barack Obama: 158 (63)
John Edwards: 62 (26)
Sonstige: 0 (0)
Republikaner:
John McCain: 97 (95)
Mitt Romney: 74 (67)
Mike Huckabee: 29 (26)
Ron Paul: 6 (6)
Rudy Giuliani: 2 (1)
Fred Thompson: 0 (0)
Sonstige: 0 (0)
Die Zahl in den Klammern bezieht sich auf die in den Vorwahlen gewonnenen gebundenen Delegierten. Hinzu kommen bei den Demokraten die sogenannten "Super Delegates" (gut erkärt bei uswahl2008.de), bei den Republikanern "unpledged delegates", also ungebundene Delegierte. Diese Delegierten (meist Amts- und Würdenträger ihrer Partei auf unterschiedlichen Ebenen) sind in ihrer Entscheidung vollkommen frei und können sich auch in letzter Minute noch umentscheiden. Einige davon können allerdings mit gewisser Sicherheit dem einen oder anderen Kandidaten zugerechnet werden - beispielsweise Sen. Ted Kennedy (D-MA) für Barack Obama. Aber diese Zahlen sind eben von CNN geschätzt und können sich ändern. Die Zahl vor der Klammer stellt die Gesamtzahl der gebundenen und ungebundenen Delegierten dar.
Soweit zu den Zahlen. Wie stellt sich nun die Lage dar? Wenn Rudy Giuliani sich aus dem Rennen zurückzieht - wovon alle Welt ausgeht und was auch aus Giulianis Umfeld berichtet wird - haben wir es in beiden Parteien mit einer Art Dreier mit Zusatzzahl zu tun. Das heisst, drei Kandidaten kämpfen am kommenden Dienstag ernsthaft um Siege und Delegierten Stimmen und einer (bei den Demokraten Gravel, bei den Republikanern Paul) läuft halt so mit.
Dabei sind die Regeln etwas unterschiedlich. Bei den Demokraten werden in allen 22 Staaten (und den Auslands-Demokraten) die Delegierten proportional verteilt, in der Regel mit einer 15%-Sperrquote. Sollte Clinton also alle Staaten mit 40% vor Obama mit 35% und Edwards mit 20% gewinnen, könnte sie nach dem Super Tuesday weiter von der Kandidatur entfernt sein als je zuvor - ohne das Obamas Chancen wirklich gestiegen wären. In einem solchen Szenario wäre Edwards der Gewinner, weil ohne ihn gar nichts ginge. Allerdings ist zu vermuten, dass die Obama-Clinton-Polarisierung dafür sorgen dürfte, dass Edwards in etlichen Staaten unter der 15%-Hürde bleibt. Aber dennoch stehen die Chancen gut, dass auch nach dem kommenden Dienstag kein klarer Sieger bei den Demokraten auszumachen ist - zumal mit Virginia, Ohio, Pennsylvania und Texas auch noch einige Schwergewichte nicht am Super Tuesday mit von der Partie sind.
Bei den Republikanern stehen die Chancen seit gestern deutlich besser, dass der kommende Dienstag die Entscheidung bringt. Mit dem Sieg von Florida im Rücken und Rudy Giuliani aus dem Rennen (und vielleicht sogar auf seiner Seite, wie man hört), hat John McCain exzellente Chancen, beim Super Tuesday gehörig abzuräumen. In Kalifornien, New York und New Jersey stehen drei große Brocken mit vielen moderaten Republikanern auf dem Programm und auch sein Heimatstaat Arizona stellt mit 53 Delegierten eine gehörige Truppe auf der Convention. Romneys Heimatstaat Massachusetts stellt dagegen nur 43 und gehört auch noch zu den wenigen Staaten bei den Republikanern, die ihre Delegierten anteilig verteilen. Chancen könnte Romney in Illinois und Wisconsin haben, im benachbarten Michigan hat er McCain ja schlagen können. Allerdings vergibt Illinois noch nicht seine 70 Delegierten, sondern veranstaltet einen so genannten "beauty contest", eine nicht bindende Vorwahl. Die Delegierten werden später auf einem Parteikongress gewählt. Den Süden, der McCain eher skeptisch gegenübersteht, bearbeitet Mike Huckabee schon seit Tagen intensiv - auch hier dürfte es für Romney schwer werden, Siege zu landen. Schwierig einzuschätzen ist die Wirkung der finanziellen Lufthoheit, die Romney immer noch hat. Bei den Michigan primaries hatte er McCain und Huckabee im Bereich Fernsehwerbung um Größenordnungen überboten, in Florida hingegen hat dies nicht funktioniert. Aber das scheint mir die einzige Möglichkeit zu sein, wie es Romney packen könnte: die teuren Medienmärkte in New York und Kalifornien mit Werbung nur so zuzupflastern. Für Mike Huckabee geht es nicht mehr darum, die meisten Delegierten einzufahren - dieser Zug ist spätestens seit South Carolina abgefahren. Aber mit einigen Erfolgen in den Südstaaten kann er sich McCain als Vizepräsidentschaftskandidat geradezu aufdrängen. Das gilt umso mehr, wenn das Rennen zwischen McCain und Romney so knapp bleibt, dass Huckabee den Königsmacher spielen kann.
Allgemein kann man feststellen, dass diese Vorwahl-Saison jetzt schon historische Dimensionen angenommen hat. Zu diesem Zeitpunkt noch sechs einigermaßen aussichtsreiche Kandidaten im Rennen zu haben - da muss man schon weit in die Geschichte zurückschauen, um so ein Szenario zu finden. Der teuerste Vorwahlkampf in der US-Geschichte dürfte es ohnehin schon jetzt sein.
redpoint - 30. Jan, 14:39