Dienstag, 22. Januar 2008

Aus, aus, aus, das Spiel ist aus....

...für Fred Thompson. Der "southern boy" hat heute nachgeholt, womit manche Beobachter bereits Samstagnacht gerechnet hatten: Er zog seine Kandidatur zurück! Damit sind auf republikanischer Seite noch vier aussichtsreiche Kandidaten im Rennen. Am meisten dürfte sich Mike Huckabee über diese Nachricht gefreut haben, hatte Thompson ihm doch in South Carolina etliche konservative Wähler abspenstig gemacht und damit John McCain zum Sieg verholfen. Davor muss sich der Prediger a.D. jetzt in den anderen Südstaaten nicht mehr fürchten und damit stehen die Chancen gut, dass er am Super Tuesday in Alabama, Georgia, Tennessee, Oklahoma, Missouri und natürlich seinem Heimatstaat Arkansas sein Delegiertenkonto ordentlich auffüllen kann. Zum Vergleich: In diesen sechs Staaten haben die Republikaner 286 Delegierte zu vergeben - mehr als Kalifornien und New York zusammen. Und dann kommt Anfang März mit Texas noch ein richtig dicker Brocken: 137 Delegierte - und auch hier führt Huckabee in den Umfragen.
Das stellt insbesondere für John McCain ein besonderes Problem dar: Solange die Gefahr besteht, dass Giuliani New York und/oder Kalifornien holt, kann er Huckabee keinen Durchmarsch im Süden erlauben. Je stärker er sich allerdings auf die Wahlkämpfe im Süden konzentriert, desto größer ist das Risiko, dass Mitt Romney und Rudy Giuliani den Norden und Westen unter sich aufteilen. Und auch wenn McCains Finanzlage durch die Erfolge deutlich entspannter geworden ist: Um mit Romney und Giuliani überall mitzuhalten, reicht es bei weitem nicht. Ein klarer Sieg über die beiden (und Huckabee) in Florida wäre also höchst willkommen. Auch wenn Florida aufgrund des frühen Termins vermutlich nur die Hälfte der ihm eigentlich zustehenden Delegierten schicken darf, sind das immer noch 57. Es bleibt also spannend - auch ohne Thompson.
Und auch wenn ich sicher bin, dass die Jungs von Red State Update Thompsons Rückzug noch angemessen würdigen werden, hier noch ein kleines Stück vom Tage seiner Kandidaturerklärung bei Jay Leno:

Lets get ready to rumble....

Gestern abend fand in Myrtle Beach, SC mal wieder eine Fernsehdebatte des Kandidatentrios der Demokraten - diesmal veranstaltet von CNN und dem Congressional Black Caucus - statt. Der Termin war nicht zufällig gewählt: gestern war MLK-day, ein nationaler Feiertag zum Andenken an Martin Luther King. Und so zog sich das Thema der Diskriminierung der afroamerikanischen Bevölkerung wie ein roter Faden durch die Diskussion, z.B. im Zusammenhang mit der aktuellen Hyptothekenkrise.
Aber nicht die Themen und Konzepte werden von der gestrigen Nacht in Erinnerung bleiben, sondern ein bislang nicht da gewesenes Maß an Konfrontation zwischen Hillary Clinton und Barack Obama. Die Palette der Vorwürfe war breit: Viel war von schlechtem Stil die Rede, Clinton warf Obama vor, sich in vielen Abstimmungen in Illinois enthalten zu haben, worauf Obama erlärte, das wäre in Illinois nicht unüblich, wenn man rechtliche Bedenken gegen ein Gesetz habe, dass man der Sache nach unterstütze. Damit wiederum handelte er sich von der New Yorkerin den Vorwurf ein, nicht zu seinem eigenen Abstimmungsverhalten zu stehen. Schließlich warfen sie sich gegenseitig vor, in ihrer Tätigkeit als Anwälte irgendwelche Schweinepriester vertreten zu haben...alles aus der Ferne gesehen irgendwie amüsant, aber Howard Dean, der anwesende Vorsitzende der Demokratischen Partei dürfte einen unerfreulichen Abend gehabt haben.
Angenehmer war die Angelegenheit da schon für John Edwards. Er ließ die Streithähne sich austoben und gab danach den Schiedsrichter, wobei er natürlich eine glänzende Figur abgab. Eine komfortablere Situation für ihn war schließlich kaum vorstellbar:



Auffallend war übrigens, dass er sich deutlich öfter auf Hillary Clintons Seite stellte, was einige Spekulationen nach sich zog. Denn auch Hillary geht deutlich freundlicher mit Edwards um, als noch vor ein paar Monaten. CNN berichtet von einem privaten Treffen von Edwards und Clinton nach der Debatte, das allerdings von Mitarbeitern als nicht ungewöhnlich bezeichnet wurde. Nun ja, wir werden sehen.
Die ganze Debatte gibts zum ansehen bei YouDecide. Wer es lieber lesen will: Das Transkript hat die Washington Post.

Vor dem Hintergrund dessen nehmen sich die Republikaner richtiggehend brav aus. Lediglich Mike Huckabees Wahlkampfhelfer Chuck Norris stänkerte ein wenig gegen John McCain:



Da war er bei John McCain, der trotz seines biologischen Alters fitter daherkommt, als die meisten seiner Mitbewerber, aber genau an den richtigen geraten. Sein Kommentar: "I'm afraid I may have to send my 95-year-old mother and wash Chuck's mouth out with soap."
Dass das keine leere Drohung ist, zeigt das folgende launige Interview von Mutter und Sohn McCain mit Chris Matthews bei MSNBC's "Hardball":

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