Freitag, 28. Dezember 2007

Better know....a candidate: Mitt Romney

Romney wuchs als Sohn des republikanischen Gouverneurs von Michigan, George W. Romney, in Detroit auf. Romney Sr. bewarb sich um die republikanische Nominierung für die 1968er Präsidentschaftswahlen. Eine Bemerkung über angeblich "gehirngewaschene" Medien und seine kritische Haltung zum Vietnamkrieg führten dazu, dass er einem gewissen Richard Milhous Nixon unterlag.
Mitt Romney genoss seine akademische Ausbildung an einer mormonischen Hochschule in Utah, nachdem er zwei Semester die Universität Stanford besucht und zweieinhalb Jahre in Frankreich missioniert hatte. 1975 machte er schließlich als einer der Jahrgangsbesten seinen Abschluss in Harvard.
1978 bis 1984 war er als Vizepräsident der Unternehmensberatung Bain&Company tätig, 1984 bis 1990 als Präsident der Tochtergesellschaft Bain Capital. 1990 übernahm er als Vorstandsvorsitzender die Geschicke des in Schwierigkeiten geratenen Mutterkonzerns und strukturierte diesen um. 1998 verließ er Bain&Company und wurde CEO des Olympiakommittees von Salt Lake City. Der größte Teil seines auf 190-250 Mio. US-$ geschätzten Vermögens stammt aus diesen zwei Jahrzehnten.
Als Romney den Vorsitz des Olympiakommittes am 11. Februar 1999 antrat, drohte ein finanzielles Desaster, das Defizit betrug bereits fast 400 Mio. US-$. Hinzu kamen Korruptionsvorwürfe, die etliche Offizielle ihren Job kosteten. Es wurde bereits erwogen, die Spiele zu verkleinern. Romney gelang es nicht nur, die Spiele mit einem Überschuss von 100 Mio. US-$ abzuschließen, er meisterte auch die aus den Anschlägen vom 11. September 2001 resultierenden gestiegenen Sicherheitsanforderungen.
Seine erfolgreiche Bewerbung für das Amt des Gouverneurs von Massachusetts im Jahr 2002 war bereits Romneys zweiter Versuch im Bereich der Politik. 1994 forderte er Sen. Ted Kennedy (D-MA) heraus. Am Ende gewann Kennedy den Kampf um den Sitz im US-Senat mit 58 zu 41 Prozent, dies war das erste Mal seit seiner Wahl 1962, dass Kennedy weniger als 60% der Stimmen bekam. 2002 aber, mit der erfolgreichen Olympiade im Rücken, schlug Romney seine demokratische Gegenspielerin Shannon O'Brien und wurde 70. Gouverneur von Massachusetts. In seiner vierjährigen Amtszeit baute er das enorme Defizit, welches seine (republikanischen) Vorgänger angehäuft hatten, durch moderate Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen, ab. Außerdem setzte er eine Gesundheitsreform durch, die eine Pflichtversicherung auf privatwirtschaftlicher Basis bedeutete. Des weiteren setzte er sich für civil unions (eingetragene gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften) ein, nachdem ihn der oberste Gerichtshof von Massachusetts vor die Wahl zwischen diesen und dem vollen Eherecht für gleichgeschlechtliche Paare stellte. Im Waffenrecht hielt er sein Wahlversprechen, die diesbezüglich strikten Gesetze des erzliberalen Massachusetts unangetastet zu lassen. Auch in der Abtreibungsfrage gab er sich anfangs liberal, bezeichnete dies später aber als Fehler. Er verzichtete 2007 auf eine zweite Amtszeit als Gouverneur zugunsten der Präsidentschaftskandidatur und schied mit einer bescheidenen Zufriedenheitsrate von 43% aus dem Amt. Sein Nachfolger wurde der Demokrat Deval Patrick, 17 Jahre nach Couglas Wilder (D-VA) erst der zweite Afroamerikaner der zum Gouverneur eines US-Bundestaates gewählt wurde.
Am 13. Februar 2007 erklärte Romney offiziell seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2008, über die bereits seit seiner Rede auf dem republikanischen Wahlkongress 2004 spekuliert worden war. Angesichts seines (im Vergleich mit Giuliani und McCain) geringen nationalen Bekanntheitsgrades setzte Romney von Anfang an auf die "early states", wie Iowa und New Hampshire. Er verfügt über die mit Abstand größten finanziellen Mittel aller republikanischen Kandidaten, ein erheblicher Teil davon stammt allerdings aus eigener Tasche. Allein die Summe, die Romney seiner eigenen Kampagne "geliehen" hat, übersteigt das Gesamtbudget der meisten Präsidentschaftskandidaten erheblich. Und er gibt das Geld mit vollen Händen aus, vor allem für Werbespots in TV, Radio und Web. Im Ergebnis ist er in allen frühen Vorwahlstaaten vorn mit dabei. Mit Stand Silvester 2007 ist es ihm aber nicht gelungen, auch nur in einem Staat (sieht man einmal von Utah ab, den hat er wohl sicher) einen klaren Vorsprung zu erarbeiten und zu halten. In Iowa ist Mike Huckabee deutlich an ihm vorbeigezogen und in New Hampshire ist ihm Stehaufmännchen John McCain auf den Fersen. Selbst in seiner alten Heimat Michigan ist ihm der Sieg nicht sicher. Und so geht es für Romney in den ersten Januarwochen bereits um alles oder nichts: Ohne zwei, drei überzeugende Siege in den 8 Januar-primaries braucht er zum Super-Tuesday gar nicht erst anzutreten.
Dabei hat er zwei Probleme. Das erste ist sein Glaube. Die Mormonen gelten vielen Evangelikalen in den USA als suspekt. Romney hat zwar versucht, quasi auf den Spuren des Katholiken Kennedy, mit einer Rede zu diesem Thema dieses Problem zu entschärfen. Dennoch haben seine Gegner kaum eine Gelegenheit ausgelassen, subtil die diesbezüglichen Vorurteile anzuheizen.
Das deutlich gravierendere Problem sind aber seine inhaltlichen Positionen. Vielmehr die, sagen wir mal, Flexibilität der selben.
Hier zunächst der Mitt Romney aus dem Jahr 1994:


Damals wollte er im erzliberalen Massachusetts US-Senator werden. Nun als Präsidentschaftskandidat gibt er deutlich andere Töne von sich:

Positionen:
  • Abtreibung: Pro Life
  • Same-Sex Marriage: dagegen
  • Krieg: Weitermachen, ob man für einen Iran-Krieg noch ne Authorisierung brauch, da sollen sich Anwälte drum kümmern
  • Waffenkontrolle: dagegen, nur Sturmgewehre müssen nicht in jedes Kinderzimmer
  • Todesstrafe: dafür
  • Kriminalität: lebenslange GPS-Überwachung bereits bei Ersttätern
  • Umwelt/Energie: für alternative Energien UND Ölbohrung in Naturschutzgebieten Alaskas
  • Gesundheit: Privat vor Staat, kein Sozialismus im Gesundheitswesen
  • innere Sicherheit: Guantanamo verdoppeln, ständig über Methoden der "intensiven Befragung" diskutieren ist unklug, einfach machen
  • Zuwanderung: Für illegale Immigranten nicht das schwarze unterm Fingernagel (Hat blöderweise selbst mehrfach welche auf seinem Anwesen beschäftigt, natürlich unwissentlich...)
Tja, kann man's dem durchschnittlich reaktionären US-Republikaner verdenken, wenn er dem Knaben nicht recht über den Weg traut? Ich finde nicht. Und deshalb wage ich mal die Prognose, dass auch das viele ausgegebene Geld im bodenständig-religiösen Iowa nicht für den benötigten Sieg reichen wird. Und damit wird auch New Hampshire schwierig, wo selbst ein knapper Sieg gegen McCain bereits eine Enttäuschung wäre. Gelingt nicht einmal das, dürfte diese Kampagne spätestens am Super Tuesday (5.2.) ihr Ende finden. Geld allein macht eben nicht nur nicht glücklich und schießt keine Tore, sondern es macht einen noch nicht automatisch zum Präsidentschaftskandidaten.

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