Oh what a night...
Die Republikaner liefern sich ja bislang ein ziemlich unterhaltsames Vorwahlrennen, einen echten Krimi, wie ihn die Demokraten in New Hampshire ablieferten, gab es dort allerdings bislang nicht. Bis gestern. Die Vorwahlen in South Carolina lieferten ein dermaßen enges Rennen, dass sich trotz ziemlich klarer Ergebnisse in den Exit Polls die Fernsehsender erst sehr spät entschlossen, John McCain zum Sieger zu erkären. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt (97% Auszählung) beträgt sein Vorsprung auf Mike Huckabee etwa drei Prozentpunkte. Eine Karte, auf der die Hochburgen der Spitzenreiter gut zu sehen sind, hat die New York Times. So konnte Huckabee vor allem im "Bibelgürtel" im Norden South Carolinas punkten, während McCain, wie schon vor 8 Jahren, vor allem an der Atlantikküste, aber auch im Zentrum, erfolgreich war. Hier leben viele "Zugereiste", also Rentner aus dem Norden sowie Militär-(v.a. Marine-)Angehörige sowie Unabhängige. Diese Gruppen waren eine feste Bank für den Ex-Navy-Offizier in diesem Staat, der eigentlich nicht unbedingt freudliches Territorium für McCain darstellt. 2000 scheiterte hier sein Versuch, den texanischen Gouverneur Bush herauszufordern, nachdem Gerüchte aufgekommen waren, sein Adoptivkind aus Asien sei in Wirklichkeit ein uneheliches Kind des Senators mit einer Farbigen. Dem Bush-Camp konnte nie nachgewiesen werden, dass sie hinter diesem Gerücht steckten. Und so hatte der Erfolg von gestern nacht auch etwas versöhnliches für McCain und South Carolina:
Auch Mike Huckebees Bemerkung, er danke McCain für einen zivilisierten und anständigen Wahlkampf wurde als Seitenhieb nicht nur auf seine Konkurrenten Mitt Romney und Fred Thompson, sondern auch auf George W. Bush verstanden.
Apropos Romney und Thompson: Die beiden teilten sich die Plätze drei und vier. Zwar konnte Thompson sich um Haaresbreite den dritten Platz sichern, allerdings ist das für den Ex-Senator aus dem benachbarten Tennessee deutlich zu wenig. Zumal er sich direkt nach Iowa mit der Ansage aus den weiteren Vorwahlen verabschiedet hatte, er würde sich auf South Carolina konzentrieren, diese Vorwahl sei für ihn die alles entscheidende. Ein knapper zweiter Platz wäre sicher noch erträglich gewesen, ein entfernter dritter dürfte ihn allerdings aus dem Rennen werfen. Möglicherweise, so spekulierten gestern einige Kommentatoren, bleibt er aber auch im Rennen, um Mike Huckabee Stimmen abzunehmen und seinem Freund John McCain damit in Florida und am Super Tuesday zu helfen. In South Carolina hatte dies ja "funktioniert" - Huckabee konnte in seinen Hochburgen nicht genug Stimmen sammeln, um die Verluste an der Küste auszugleichen - vor allem, weil auch Thompson im "bible belt" stark war. Jedenfalls hat Fred Thompson seinen Rücktritt bislang nicht verkündet - im Gegensatz zu Duncan Hunter. Der kalifornische Abgeordnete, der noch vor kurzem rumpolterte, nicht die Medien, sondern er würde entscheiden, wann seine Kandidatur vorüber sei, sah nun den Moment gekommen. Hierbei war wohl weniger das Ergebnis von South Carolina (deutlich letzter), als mehr das in Nevada, einem Nachbarstaat Kaliforniens (deutlich letzter, womit mir großartigerweise das Schnitzel erspart bleibt) entscheidend. Hunter stellte fest, er sähe "kein Licht" in seiner Kampagne.
Die Exit Polls scheinen auf den ersten Blick unspektakulär: Huckabee liegt bei den Evangelikalen, den ärmeren, den jüngeren vorn, während McCain bei den älteren, wohlhabenderen und vor allem den Militärangehörigen punktet. Einen näheren Blick möchte ich auf das Kriterium der sogenannten "Kirchgangshäufigkeit" richten. Hier konnte Huckabee McCain lediglich bei einer Gruppe schlagen: bei denen, die mehr als einmal die Woche die Kirche besuchen. In dieser Gruppe, die etwa ein Drittel der Wähler ausmachte*, liegt Huckabee mit fast 30 Prozentpunkten vorn. Bereits bei denen, die "nur" einmal wöchentlich die Kirche besuchen, liegt McCain knapp vorn. Dieser Vorsprung steigert sich und so liegt Huckabee bei den 6%, die gar nicht zur Kirche gehen, mit 6% zustimmung gleichauf mit Rudy Giuliani auf Platz 5, während McCain mit 50% führt. Fazit: Mike Huckabee hat eine unglaublich feste Basis bei den Evangelikalen, einer der drei Säulen der "Reagan coalition". Genauso groß sind allerdings auch seine Probleme außerhalb dieser Gemeinschaft, selbst in strukturkonservativen Staaten. Will er mehr als ein überraschender Außenseiter sein, muss er an der Stelle was tun - es gibt nicht viele Staaten, die ihm von der Bevölkerungsstruktur so entgegenkommen wie South Carolina.
Zum Abschluss noch Video. Diesmal nicht die Siegesansprache, die war, vom Anfang abgesehen, mal wieder eher Durchschnitt. Statt dessen gibts die Reaktion von Fred Thompson, der als erster der Kandidaten sprach. Das Stück ist etwas lang, aber es lohnt sich: Wer schon immer mal Keith Olbermann sprach- und Chris Matthews fassungslos erleben wollte, hat hier die Chance. Außerdem könnte es ja durchaus eine der letzten Ansprachen des einstigen Favoriten gewesen sein:
* Hierbei sei angemerkt, dass das freilich aus mehreren Gründen nicht repräsentativ für die Bevölkerung South Carolinas ist. Zunächst sind wir bei einer rein republikanischen Vorwahl, die auch noch bei ohnehin sehr schlechtem Wetter stattfand. Angesichts der Tatsache, dass Fundamentalisten ohnehin tendenziell politisch engagierter sind als Moderate, dürfte das zu einer erheblichen Überrepräsentation der radikalen Evangelikalen geführt haben.
Auch Mike Huckebees Bemerkung, er danke McCain für einen zivilisierten und anständigen Wahlkampf wurde als Seitenhieb nicht nur auf seine Konkurrenten Mitt Romney und Fred Thompson, sondern auch auf George W. Bush verstanden.
Apropos Romney und Thompson: Die beiden teilten sich die Plätze drei und vier. Zwar konnte Thompson sich um Haaresbreite den dritten Platz sichern, allerdings ist das für den Ex-Senator aus dem benachbarten Tennessee deutlich zu wenig. Zumal er sich direkt nach Iowa mit der Ansage aus den weiteren Vorwahlen verabschiedet hatte, er würde sich auf South Carolina konzentrieren, diese Vorwahl sei für ihn die alles entscheidende. Ein knapper zweiter Platz wäre sicher noch erträglich gewesen, ein entfernter dritter dürfte ihn allerdings aus dem Rennen werfen. Möglicherweise, so spekulierten gestern einige Kommentatoren, bleibt er aber auch im Rennen, um Mike Huckabee Stimmen abzunehmen und seinem Freund John McCain damit in Florida und am Super Tuesday zu helfen. In South Carolina hatte dies ja "funktioniert" - Huckabee konnte in seinen Hochburgen nicht genug Stimmen sammeln, um die Verluste an der Küste auszugleichen - vor allem, weil auch Thompson im "bible belt" stark war. Jedenfalls hat Fred Thompson seinen Rücktritt bislang nicht verkündet - im Gegensatz zu Duncan Hunter. Der kalifornische Abgeordnete, der noch vor kurzem rumpolterte, nicht die Medien, sondern er würde entscheiden, wann seine Kandidatur vorüber sei, sah nun den Moment gekommen. Hierbei war wohl weniger das Ergebnis von South Carolina (deutlich letzter), als mehr das in Nevada, einem Nachbarstaat Kaliforniens (deutlich letzter, womit mir großartigerweise das Schnitzel erspart bleibt) entscheidend. Hunter stellte fest, er sähe "kein Licht" in seiner Kampagne.
Die Exit Polls scheinen auf den ersten Blick unspektakulär: Huckabee liegt bei den Evangelikalen, den ärmeren, den jüngeren vorn, während McCain bei den älteren, wohlhabenderen und vor allem den Militärangehörigen punktet. Einen näheren Blick möchte ich auf das Kriterium der sogenannten "Kirchgangshäufigkeit" richten. Hier konnte Huckabee McCain lediglich bei einer Gruppe schlagen: bei denen, die mehr als einmal die Woche die Kirche besuchen. In dieser Gruppe, die etwa ein Drittel der Wähler ausmachte*, liegt Huckabee mit fast 30 Prozentpunkten vorn. Bereits bei denen, die "nur" einmal wöchentlich die Kirche besuchen, liegt McCain knapp vorn. Dieser Vorsprung steigert sich und so liegt Huckabee bei den 6%, die gar nicht zur Kirche gehen, mit 6% zustimmung gleichauf mit Rudy Giuliani auf Platz 5, während McCain mit 50% führt. Fazit: Mike Huckabee hat eine unglaublich feste Basis bei den Evangelikalen, einer der drei Säulen der "Reagan coalition". Genauso groß sind allerdings auch seine Probleme außerhalb dieser Gemeinschaft, selbst in strukturkonservativen Staaten. Will er mehr als ein überraschender Außenseiter sein, muss er an der Stelle was tun - es gibt nicht viele Staaten, die ihm von der Bevölkerungsstruktur so entgegenkommen wie South Carolina.
Zum Abschluss noch Video. Diesmal nicht die Siegesansprache, die war, vom Anfang abgesehen, mal wieder eher Durchschnitt. Statt dessen gibts die Reaktion von Fred Thompson, der als erster der Kandidaten sprach. Das Stück ist etwas lang, aber es lohnt sich: Wer schon immer mal Keith Olbermann sprach- und Chris Matthews fassungslos erleben wollte, hat hier die Chance. Außerdem könnte es ja durchaus eine der letzten Ansprachen des einstigen Favoriten gewesen sein:
* Hierbei sei angemerkt, dass das freilich aus mehreren Gründen nicht repräsentativ für die Bevölkerung South Carolinas ist. Zunächst sind wir bei einer rein republikanischen Vorwahl, die auch noch bei ohnehin sehr schlechtem Wetter stattfand. Angesichts der Tatsache, dass Fundamentalisten ohnehin tendenziell politisch engagierter sind als Moderate, dürfte das zu einer erheblichen Überrepräsentation der radikalen Evangelikalen geführt haben.
redpoint - 20. Jan, 19:15