Better know....a candidate: John Edwards
Heute stelle ich euch den Robin Hood unter den Präsidentschaftskandidaten (und meinen persönlichen Favoriten) vor: John Edwards.
Aber zurück zu John Edwards: Vor seinem Einstieg in die Politik machte er sich als Anwalt einen Namen (und nebenbei: ein ziemliches Vermögen). Seine Spezialität waren millionenschwere Schadensersatzklagen gegen große Firmen, bei denen für die Anwälte in der Regel ein Drittel des gezahlten Schadensersatzes plus Spesen abfällt. Solche Klagen sind ja die Ursache für manch aus europäischer Sicht absurd anmutenden Warnhinweis auf Produkten (ich sage nur "Katze" und "Mikrowelle"). Ein Prozess gegen eine Firma, die Absaugvorrichtungen für Schwimmbecken herstellte, machte ihn über die Grenzen von North Carolina hinaus bekannt. Dieser Fall und der Tod seines Sohnes Wade bei einem Autounfall veranlassten Edwards, die Juristerei an den Nagel zu hängen und in die Politik zu wechseln.
1998 konnte er den republikanischen Amtsinhaber im ersten Anlauf schlagen wurde Senator für North Carolina. Im Senat gehörte er der "New Democrat Coalition", einer zentristischen Gruppierung innerhalb der Demokraten an. Darüber hinaus war er Mitglied des Justiz- und des Geheimdienstausschusses. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen soll Edwards, wie auch John Kerry in der engeren Wahl als Vizepräsidentschaftskandidat für Al Gore gewesen sein, der sich schließlich für Joe Lieberman entschied.
2004 bewarb sich Edwards um die demokratische Nominierung für die Präsidentschaftswahlen. Bei den Vorwahlen in Iowa gelang ihm ein spektakulärer zweiter Platz hinter John Kerry. Zwar konnte er nicht genügend Staaten für sich entscheiden, um sich die Nominierung zu sichern, aber sein starkes Abschneiden sicherte ihm den zweiten Platz auf dem Ticket - was am Ende bekanntlich nix genützt hat.
Da Edwards seinen Senatssitz aufgrund der Präsidentschaftskampagne nicht verteidigen konnte, war er nach der Wahl ohne politisches Amt. Er engagierte sich außerparlamentarisch in Gewerkschafts- und Armutsfragen. So wurde er 2005 zum Direktor des "Center on Poverty, Work and Opportunity" an der UNC. Bei den Zwischenwahlen 2006 organisierte er erfolgreiche Kampagnen für eine Anhebung des Mindestlohns in vielen Staaten.
Seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2008 erklärte er in einem wieder aufgebauten Teil von New Orleans und unterstrich auch hier wieder sein Engagement für die sozial Schwachen:
Wie die meisten demokratischen Abgeordneten unterstützte auch Edwards die Irak-Politik des Präsidenten. Im November 2005, ein Jahr nach seinem Ausscheiden aus dem Senat, räumte er ein, dass dies ein schwerer Fehler gewesen sei. Seitdem lässt er keine Gelegenheit aus, sich für diesen Fehler zu entschuldigen:
Darüber hinaus sind seine Vorschläge zur Beendigung des Irak-Krieges aber eher vage. Deutlich klarer und substanzieller sind seine Vorstellungen dagegen in den Bereichen Steuern und Sozialstaat. So legte er als erster einen umfassenden Plan für eine alle Amerikaner umfassende Krankenversicherung vor. Dieser Plan geht auch teilweise erheblich weiter als die Vorstellungen seiner Konkurrenten. Zur Finanzierung will Edwards Teile der Steuersenkungen der Bush-Regierung zurücknehmen.
Auch in Umweltfragen gibt Edwards den Linksaußen: So fordert er nicht nur eine Senkung der CO²-Emissionen um 80% bis 2050 bei gleichzeitigem Verzicht auf den Neubau von Atomkraftwerken. Er ruft seine Landsleute auch auf, auf SUVs zu verzichten.
Ein drittes Thema, das Edwards von den anderen Kandidaten unterscheidet, ist der Einfluss von Lobbyisten auf die Politik. Diesen stellt er als eines der Grundübel der gegenwärtigen amerikanischen Politik dar:
Zu den weiteren Themen:
Positionen:
Edward's Kampagne hatte auch schon ein paar Schwierigkeiten zu überstehen. Angesichts seines persönlichen Wohlstands hat seine Anti-Armuts-Kampagne mit Vorwürfen der Unglaubwürdigkeit zu kämpfen. Besonders deutlich wurde dies, als er sich für einen Wahlkampftermin einen Promi-Friseur einfliegen ließ, was den Haarschnitt am Ende 400 $ kosten ließ. Die daraus entstehende Kontroverse, von der er sich bis heute nicht ganz erholt hat, nahm Edwards mit folgendem, wie ich finde, ganz cleveren Spot auf:
edit 30.1.08
John Edwards hat sich soeben aus dem Rennen zurückgezogen.
- Name: Johnny Reid Edwards
- Geburtsdatum: 10. Juni 1953
- Geburtsort: Seneca, South Carolina
- Heimatstaat: North Carolina
- Partei: Demokraten
- Beruf(e): Anwalt, Politiker
- Religion: United Methodist
- Ideologie: Populist-Leaning Liberal
Aber zurück zu John Edwards: Vor seinem Einstieg in die Politik machte er sich als Anwalt einen Namen (und nebenbei: ein ziemliches Vermögen). Seine Spezialität waren millionenschwere Schadensersatzklagen gegen große Firmen, bei denen für die Anwälte in der Regel ein Drittel des gezahlten Schadensersatzes plus Spesen abfällt. Solche Klagen sind ja die Ursache für manch aus europäischer Sicht absurd anmutenden Warnhinweis auf Produkten (ich sage nur "Katze" und "Mikrowelle"). Ein Prozess gegen eine Firma, die Absaugvorrichtungen für Schwimmbecken herstellte, machte ihn über die Grenzen von North Carolina hinaus bekannt. Dieser Fall und der Tod seines Sohnes Wade bei einem Autounfall veranlassten Edwards, die Juristerei an den Nagel zu hängen und in die Politik zu wechseln.
1998 konnte er den republikanischen Amtsinhaber im ersten Anlauf schlagen wurde Senator für North Carolina. Im Senat gehörte er der "New Democrat Coalition", einer zentristischen Gruppierung innerhalb der Demokraten an. Darüber hinaus war er Mitglied des Justiz- und des Geheimdienstausschusses. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen soll Edwards, wie auch John Kerry in der engeren Wahl als Vizepräsidentschaftskandidat für Al Gore gewesen sein, der sich schließlich für Joe Lieberman entschied.
2004 bewarb sich Edwards um die demokratische Nominierung für die Präsidentschaftswahlen. Bei den Vorwahlen in Iowa gelang ihm ein spektakulärer zweiter Platz hinter John Kerry. Zwar konnte er nicht genügend Staaten für sich entscheiden, um sich die Nominierung zu sichern, aber sein starkes Abschneiden sicherte ihm den zweiten Platz auf dem Ticket - was am Ende bekanntlich nix genützt hat.
Da Edwards seinen Senatssitz aufgrund der Präsidentschaftskampagne nicht verteidigen konnte, war er nach der Wahl ohne politisches Amt. Er engagierte sich außerparlamentarisch in Gewerkschafts- und Armutsfragen. So wurde er 2005 zum Direktor des "Center on Poverty, Work and Opportunity" an der UNC. Bei den Zwischenwahlen 2006 organisierte er erfolgreiche Kampagnen für eine Anhebung des Mindestlohns in vielen Staaten.
Seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2008 erklärte er in einem wieder aufgebauten Teil von New Orleans und unterstrich auch hier wieder sein Engagement für die sozial Schwachen:
Wie die meisten demokratischen Abgeordneten unterstützte auch Edwards die Irak-Politik des Präsidenten. Im November 2005, ein Jahr nach seinem Ausscheiden aus dem Senat, räumte er ein, dass dies ein schwerer Fehler gewesen sei. Seitdem lässt er keine Gelegenheit aus, sich für diesen Fehler zu entschuldigen:
Darüber hinaus sind seine Vorschläge zur Beendigung des Irak-Krieges aber eher vage. Deutlich klarer und substanzieller sind seine Vorstellungen dagegen in den Bereichen Steuern und Sozialstaat. So legte er als erster einen umfassenden Plan für eine alle Amerikaner umfassende Krankenversicherung vor. Dieser Plan geht auch teilweise erheblich weiter als die Vorstellungen seiner Konkurrenten. Zur Finanzierung will Edwards Teile der Steuersenkungen der Bush-Regierung zurücknehmen.
Auch in Umweltfragen gibt Edwards den Linksaußen: So fordert er nicht nur eine Senkung der CO²-Emissionen um 80% bis 2050 bei gleichzeitigem Verzicht auf den Neubau von Atomkraftwerken. Er ruft seine Landsleute auch auf, auf SUVs zu verzichten.
Ein drittes Thema, das Edwards von den anderen Kandidaten unterscheidet, ist der Einfluss von Lobbyisten auf die Politik. Diesen stellt er als eines der Grundübel der gegenwärtigen amerikanischen Politik dar:
Zu den weiteren Themen:
Positionen:
- Abtreibung: Pro Choice
- Same-Sex Marriage: persönlich dagegen, aber "on a voyage"
- Krieg: Krieg sofort beenden, kein weiteres Geld für den Krieg bereitstellen
- Drogenpolitik: keine schärferen Strafen
- Energie/Umwelt: Treibhausgase runter, Atomenergie riskant und unsauber
- Gesundheit: starker Ausbau des öffentlichen Gesundheitswesens
- Mindestlohn: anheben
Edward's Kampagne hatte auch schon ein paar Schwierigkeiten zu überstehen. Angesichts seines persönlichen Wohlstands hat seine Anti-Armuts-Kampagne mit Vorwürfen der Unglaubwürdigkeit zu kämpfen. Besonders deutlich wurde dies, als er sich für einen Wahlkampftermin einen Promi-Friseur einfliegen ließ, was den Haarschnitt am Ende 400 $ kosten ließ. Die daraus entstehende Kontroverse, von der er sich bis heute nicht ganz erholt hat, nahm Edwards mit folgendem, wie ich finde, ganz cleveren Spot auf:
edit 30.1.08
John Edwards hat sich soeben aus dem Rennen zurückgezogen.
redpoint - 3. Sep, 21:35