Mittwoch, 6. Februar 2008

Super-Tuesday: Der Morgen danach.

So, ein bischen geschlafen und weiter gehts. Der Nebel hat sich ein wenig verzogen, das Bild wird ein wenig klarer, aber auch wirklich nur ein wenig. Wer die Gewinner der gestrigen Wahlschlacht sind, ist schwer zu sagen. Zunächst einmal die Delegiertenzahlen, wie ich sie habe.
Demokraten:
Clinton: 582 (51%)
Obama: 562 (49%)

Republikaner:
McCain: 503 (61%)
Romney: 174 (21%)
Huckabee: 140 (17%)
Paul: 10 (1%)

Versucht nicht, die mit irgend etwas zu vergleichen, was andere zusammengerechnet haben, ich habe gerade versucht, die Gesamt-Delegierten-Stände bei CNN irgendwie rechnerisch nachzuvollziehen - vergeblich. Insbesondere die Zuordnung von Superdelegates ist natürlich völlig intransparent. Daher sind meine Zahlen also nur die am Super Tuesday gewonnenen gebundenen "Normaldelegierten".
Bisher muss ich sagen, dass ich mit meiner gestrigen Schätzung ganz gut lag. Bei den Demokraten wird sich das vermutlich auch nicht mehr großartig verschieben, da einerseits Kalifornien (wo Clinton stark ist), andererseits Illinois, Colorado und Georgia noch einen relativ schwachen Delegierten-Berechnungsstand haben (in Kalif. sind erst 65 von 440 Delegierten drin, in Georgia 45 von 87). Das dürfte sich ausgleichen, möglicherweise schafft Obama aber noch den Ausgleich oder einen hauchdünnen Vorsprung - wie gesagt, ohne Super-Delegates.
Bei den Republikanern erwarte ich mehr Verschiebung. Dort sind Georgia, Arkansas und Alabama, drei Huckabee-Staaten erst mit etwa der Hälfte der Delegierten drin, Kalifornien (Wo McCain den absoluten Löwenanteil der Delegierten bekommen wird) mit etwa einem Drittel. Das dürfte sich also noch deutlich zu Lasten von Romney entwickeln.
Womit wir beim unzweideutigen Verlierer des Abends wären: Mitt Romney. Der Ex-Gouverneur mit der ausgeprägten Standpunktflexibilität hatte sich in den vergangenen Tagen als einzige Alternative zu McCain aufgepumpt und konnte zwar gestern 7 Staaten für sich entscheiden, allerdings keinen, auf den es ankam. Da waren Staaten dabei, in denen ein Sieg Pflicht war (sein Heimatstaat Massachussetts und der Mormonenstaat Utah) und ansonste eher kleine Staaten. Die Südstaaten gingen allesamt verloren (zumeist an Huckabee, Romney lag in der Regel auf Platz 3) und auch wenn er momentan noch knapp vor Huckabee liegt, kann sich das durchaus noch ändern. Und selbst wenn nicht - Mike Huckabee kann für Romney einfach nicht der Maßstab sein, da muss man einfach nur mal die finanziellen Möglichkeiten vergleichen. Außerdem hatten zahlreiche konservative Promis in den vergangenen Tagen ordentlich für Romney und gegen McCain getrommelt. Diese sind übrigens die zweiten Verlierer des gestrigen Tages - genauergesagt der komplette konservative Flügel der Partei. Hätte dieser sich auf einen Kandidaten verständigen können, wäre für McCain gestern einiges anders gelaufen (die 69 Delegierten aus Missouri gewann er mit etwa einem Drittel der Stimmen). Ein solcher Kandidat hätte den ganzen Süden und weite Teile des Mittelwestens erobert...so aber teilte sich die konservative Wählerschaft zwischen Huckabee und Romney auf und McCain konnte durchmarschieren.
Auf demokratischer Seite könnte vielleicht die Partei als Ganzes zur Verliererin werden, das hängt davon ab, wie der Prozess weiter läuft. Auf jeden Fall gibt es keine schnelle Entscheidung, sondern einen langen, zähen Prozess bis voraussichtlich weit in den März hinein. Das kann ein Vorteil sein, bringt es doch mediale Aufmerksamkeit - dieser Vorteil kann aber auch sehr schnell umschlagen, wenn die Kandidaten sich nicht beherrschen können und anfangen, aufeinander einzuschlagen, während sich die Republikaner bereits auf den eigentlichen Wahlkampf vorbereiten können. Auf jeden Fall werden die Demokraten weiterhin viel Geld im Vorwahlkampf verbraten, das im November fehlen könnte.
Das wiederum dürfte die Medien freuen, womit wir zu den Gewinnern kommen. Die Medien sind meines Erachtens die wahren Gewinner der gestrigen Nacht. Zunächst gibt es in beiden Parteien auch weiterhin einen (mehr oder weniger) offenen Wettbewerb und damit viel zu berichten. Und vor allem für lokale Fernseh- und Radiostationen in den nächsten Vorwahlstaaten gibt es mit Werbespots auch ordentlich was zu verdienen. Ein weiterer Gewinner ist m.E. das politische System insgesamt. Ein Vorwahlkampf, der auf beiden Seiten bisher für amerikanische Verhältnisse sehr fair geführt wurde, geht weiter und so können (wie es eigentlich ja auch gedacht ist) noch viele Menschen in vielen Staaten mitentscheiden. Das ist sicher besser, als wenn ein paar hunderttausen (überwiegend weiße) Wähler in Iowa und New Hampshire der Nation diktieren, wo's lang geht.
Bei den Kandidaten wird es schon schwieriger, strahlende Sieger auszumachen. Huckabee hat am ehesten positiv überrascht, braucht aber schon ein kleines Wunder, um die Nominierung noch zu schaffen (und den Anspruch wird er als gefühlter zweiter Mann bei den Republikanern schon haben müssen). McCain hat den dicksten Anteil an Delegierten abgeräumt, war aber nicht so stark wie erwartet und erreicht nach wie vor die republikanische Basis nicht. Barack Obama hat jetzt schon mehr erreicht, als man vor 2 Monaten hätte im Traume erwarten können, sein Rückstand auf Clinton bleibt aber weitgehend unverändert. Und Hillary Clinton konnte gestern zwar die "must-wins" in New York, New Jersey und Kalifornien stärker verteidigen, als die letzten Umfragen das vorhersagten, hat sich aber immer noch nicht entscheidend von Obama absetzen können und scheint jetzt auch die weißen Männer an Obama zu verlieren. Da werden die spin doctors noch ordentlich zu tun bekommen.
Ach, und eh ich hier noch Haue von Dr. No's engagierter Internetgemeinde bekomme. Ron Paul hat 10 Delegiertenstimmen bekommen, 5 davon bei einem anständigen 3. Platz (21%) bei den North Dakota Caucusses. Tja, wie soll man das einordnen - sagen wir's mal so: Mit jetzt 16 Delegierten auf dem Parteitag hat er mehr als Giuliani, Thompson, Brownback, Hunter und Tancredo zusammen je hatten.

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