What the heck is...Primaries und Caucusses

Die Präsidentschaftskandidaten der Parteien werden in den USA auf großen, mehrtägigen Parteikongressen gewählt, den National Conventions. Mal abgesehen davon, dass diese Conventions über mehrere Tage im wesentlichen nichts anderes tun, als die Kandidatenkür zu zelebrieren und KEINE inhaltlichen Beschlüsse über Wahlprogramm oder ähnliches fassen, ist das soweit noch ganz ähnlich wie in Deutschland. Das wars dann aber auch mit Ähnlichkeiten. Während in Deutschland in der Regel der Vorstand der Parteien irgend jemanden zum Kanzlerkandidaten ausruft und der Parteitag das dann abnickt, durchlaufen die Kandidaten in den USA ein umfangreiches Programm aus Vorwahlen in den einzelnen Bundesstaaten. In diesen Vorwahlen werden die Delegierten für die National Conventions gewählt, d.h. wenn also bei den republikanischen Vorwahlen im Staat Louisiana Abraham Lincoln gewinnt, werden andere Delegierte entsandt, als wenn sein Rivale Theodore Roosevelt gewonnen hätte. Diese Delegierten sind an das Ergebnis in ihrem Staat so lange gebunden, wie ihr Kandidat im Rennen bleibt.
In den meisten Staaten werden die Vorwahlen in Form von sogenannten "primary elections", kurz "primaries" durchgeführt. Das sind in der Regel staatlich durchgeführte Veranstaltungen, die im wesentlichen ablaufen, wie normale Wahlen: mit Stimmkabine, Wahlgeheimnis usw. Es gibt grundsätzlich 2 Typen von primaries: offene und geschlossene. Bei den geschlossenen primaries dürfen nur Mitglieder der jeweiligen Partei abstimmen: In den USA gibt es ja kein einheitliches Meldewesen, weshalb man sich als Wähler registrieren lassen muss, um Mehrfachabstimmungen zu verhindern. (die Geschichte mit den angemalten Fingern, wie sie in vielen Entwicklungsländern praktiziert wird, war den Amerikanern dann wohl doch zu peinlich) Und bei dieser Registrierung kann man sich auch als Demokrat oder Republikaner registrieren lassen - was freilich nicht heisst, dass man dann auch immer entsprechend abstimmen muss. Und bei geschlossenen primaries dürfen eben nur registrierte Wähler der jeweiligen Partei mitmachen, was auch heisst, dass unabhängige Wähler vollkommen außen vor sind.
Anders ist das bei offenen Primaries: Daran darf jeder Wähler unabhängig von der Parteizugehörigkeit teilnehmen, also auch Republikaner bei den Demokraten und umgekehrt. Außerdem gibt es - wenn auch selten - noch halboffene Primaries: dabei dürfen Parteiwähler nur bei ihrer jeweiligen Partei mitstimmen, während sich unabhängige aussuchen können, ob sie an der republikanischen oder der demokratischen Vorwahl teilnehmen wollen. Das tun sie entweder offen oder in der Wahlkabine.
Neben den Primaries, die in den meisten Staaten abgehalten werden, gibt es, vor allem in den kleineren Staaten, Parteiversammlungen, so genannte Caucusses. Dies sind öffentliche Diskussionsveranstaltungen, in denen die Mitglieder einer regionalen Parteigruppe sich nach stundenlanger Diskussion für einen Kandidaten entscheiden. Den Ablauf eines solchen Caucusses will ich mal an einem fiktiven Beispiel erläutern:
In einer fiktiven Gemeinde, nennen wir sie Springfield findet der repulikanische Caucus standesgemäß in der Villa des wohlhabendsten Bürgers, Montgomery B., statt. Wie viele andere Bürger zieht es auch Homer S., Freund von Bier und Autorennen, zu den Republikanern, wo er unter anderem auch seinem Nachbarn Ned F. begegnet. Ned F., als eifriger Evangelikaler, organisiert die örtliche Wahlkampagne des Kandidaten der christlichen Rechten, Reagan. Montgomery B., Homers Chef hingegen schwärmt für den Bush Sr., den Mann des Finanzkapitals. Als Homer das Haus betritt, wird zwischen den Gruppen schon heftig diskutiert, wer die republikanischen Werte am besten vertritt und wer die besten Chancen hätte, den demokratischen Favoriten Washington zu schlagen. Am Eingang wird Homer von Moe, dem Betreiber seiner Stammkneipe abgefangen. Der will ihn überreden, für Teddy Roosevelt zu stimmen, der jegliche Alkoholbesteuerung abschaffen will. Auch Polizeichef W. argumentiert für den Waffennarren Roosevelt. Das hört sich für Homer alles sehr gut an, so dass er beschließt, für Roosevelt zu stimmen. Pünktlich um 18 Uhr kommt das Signal und die einzelnen Gruppen begeben sich in verschiedene Räume: Die Bush-Anhänger ins Wohnzimmer, Reagans Leute in die Küche, zwei versprengte Nixon-Fans ins Bad und die Roosevelt-Gruppe in den Keller. Homer will gerade mit den anderen in den Keller, da sieht er im Augenwinkel, wie sein Chef einen kritischen Blick auf seinen Arbeitsvertrag wirft. Er entscheidet sich spontan, doch lieber ins Wohnzimmer zu gehen. Dann wird gezählt: Die Nixon-Anhänger erreichen leider nicht die Mindestquote und müssen sich auf die anderen Gruppen verteilen: Ein strenger Blick des Hausherren genügt, und auch sie finden sich im Wohnzimmer wieder. Und so hat Bush den Springfield Caucus für sich entschieden.
Das war natürlich alles frei erfunden. Folgendes Dokumentarmaterial zeigt, wie es wirklich geht:

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