Mittwoch, 28. Mai 2008

Gute Nacht, Freunde

Nach einigen Wochen der Inaktivität habe ich mich entschlossen, diesen Blog bis auf weiteres stillzulegen. Dieser Blog war mein erster Ausflug ins Web 2.0 und ich habe dabei eine Menge gelernt. Und dazu gehört die Erkenntnis, dass meine Einbindung in die Realität 1.0 mir nicht die zeit lässt, um alleine eine Blog so regelmäßig zu füllen, dass ein attraktives Produkt entsteht.
Der Blog ist tot, es lebe der Blog. Ich werde mich nämlich nicht völlig zurückziehen, sondern beteilige mich an einem studentischen Blog-Projekt meiner Heimatstadt. Wer also weiterhin meinen Senf zu den US-Wahlen verfolgen möchte, der kann dies auf ryck-blick.de tun. Dort werde ich zukünftig in unregelmäßigen Abständen Artikel zur US-Politik schreiben. Wer sich für die Vorgänge in Deutschlands schönster Universitätsstadt nicht so interessiert, für den gibts dort auch nen RSS-Feed mit meinen Artikeln. Als "Rausschmeißer" gibts noch einen bemerkenswerten Auftritt von Chris Matthews von NBC, der einen fachlich offenbar weitgehend ahnungsfreien konservativen Kommentator kräftig in die Mangel nimmt:



Einen schönen Sommer wünscht euch

Euer Marcus

Samstag, 22. März 2008

Hassprediger und andere Lückenfüller

Bis zur nächsten Vorwahl in Pennsylvania ist es noch einen Monat und so haben Politik und Medien etwas Mühe, sich die Zeit zu vertreiben, zumal sich Floridas und offenbar auch Michigans Demokraten nicht zu einer Wiederholung ihrer Vorwahlen durchringen konnten.
Und so werden dann auch Dinge ausgegraben, die es vor einigen Wochen noch nicht unbedingt auf die Titelseite der Zeitungen und Websites geschafft hätten. Zu Rev. Jeremiah Wright habe ich ja bereits etwas geschrieben. Insbesondere sein (kurz nach den Anschlägen von 2001, also vor über 6 Jahren getätigter) Ausspruch, "americas chickens come home to roost" empörte das öffentliche Amerika. Die Mühe, sich den Kontext dieser Aussage anzusehen, machten sich nur die wenigsten. Zu empfehlen ist hier ein Beitrag von CNN-Contributor Roland S. Martin, der auch die komplette Predigt zum Anhören bereithält (ruhig mal reinhören, wenns auch was länger dauert). Das Hühner-Zitat selbst geht offenbar auf Malcolm X zurück und wurde offenbar wenige Tage vor der Predigt von einem (weißen) Ex-Botschafter bei FOX News vorgebracht. Rev. Wright zitierte lediglich in einem "faith footnote" genannten Einschub dieses Zitat. Diese kleine Anekdote zeigt einmal mehr, welche Verstümmelungen an der Wahrheit die Medienmaschinerie anrichten kann.
Aber wie gesagt, für die wahre Geschichte interessierte sich kaum jemand und so sah Barack Obama die Zeit gekommen für eine Grundsatzrede über das Verhältnis von Weißen und Afroamerikanern in den USA (sorry, aber die wörtliche Übersetzung von "the issue of race" kommt mir einfach nicht über meine deutschen Finger):



Hier befindet er sich in prominenter Gesellschaft: Auch John F. Kennedy hielt es für geboten, seinen Landsleuten in einer Grundsatzrede klarzumachen, dass er als erster katholischer Präsident keine Anweisungen aus dem Vatikan entgegennehmen, sondern nach seinem eigenen Gewissen handeln würde.
Und so waren die historischen Vergleiche mal wieder schnell bei der Hand. Die Reaktionen auf Obamas Rede waren überwiegend positiv, wobei vor allem diejenigen voll den Lobes waren, die ohnehin eher dem jungen Senator nahestehen. Dass er mit dieser Rede neue Anhänger gewinnen konnte, ist nicht zu erwarten.

Unter den zahlreichen Betrachtungen findet sich auch dieser Beitrag des "Colbert Report", der auf hohem satirischen Niveau die Brücke zu den Hasspredigern auf der Rechten und John McCains Umgang mit ihnen schlägt:



War sonst noch was? Sowohl Obama als auch Clinton konnten ihr Unterstützerkonto um eine wichtige Stimme auffüllen. Der Ex-Präsidentschaftskandidat und Gouverneur von New Mexico, Bill Richardson unterstützt Barack Obama, während Rep. John Murtha (D-PA) sich für Hillary Clinton ausgesprochen hat. Murtha gehört zu den einflussreichsten Demokraten im Kongress und bewarb sich nach der Wahl 2006 um den Posten des Mehrheitsführers, unterlag aber gegen Rep. Steny Hoyer (D-MD). Unterstützt wurde Murtha von Speaker Nancy Pelosi (D-CA), zu deren engsten politischen Verbündeten Murtha gezählt wird. Dies und der Umstand, dass Murtha aus dem demnächst vorwählenden Staat Pennsylvania stammt, macht dessen Unterstützung für Clinton in meinen Augen wertvoller als Richardsons Unterstützung für Obama - zumindest kurzfristig. In den Medien spielt freilich Richardsons endorsement die weitaus wichtigere Rolle, Murtha kommt kaum vor. Dessen Unterstützung dürfte im Vorwahlkampf nicht mehr so entscheidend sein, da keine Staaten mit großen Latino-Bevölkerungsteilen mehr auf dem Plan stehen (allenfalls Puerto Rico, dort dürfte Richardson allerdings weitgehend unbekannt sein). Als wesentlich wertvoller könnte sich Richardson allerdings im eigentlichen Wahlkampf erweisen. Er bringt manches mit, was Obama (noch) fehlt: Erfahrung, insbesondere in außenpolitischen Fragen, Attraktivität für konservative Wähler und eben für die Latinos. Mit Richardson im Team könnte Obama in New Mexico und Nevada punkten und damit seine Chancen für die Präsidentschaft erhöhen. Aber dazu müsste er erst einmal Kandidat werden.

Donnerstag, 13. März 2008

Was die Republikaner können...

Nun, an einer Geschichte kommt man ja momentan im Grunde nicht vorbei: Der Sex-"Skandal" um Gov. Elliot Spitzer (D-NY). Jaja, auch die Demokraten können sowas. Wobei, was heißt eigentlich sowas: Das Verbrechen dieses Mannes besteht darin, in den vergangenen Jahren einen hohen fünfstelligen Dollarbetrag für Prostituierte ausgegeben zu haben. Das Verbrechen steht nicht in Anführungszeichen, da Prostitution in den allermeisten US-Staaten illegal ist. Und damit hat sich der ehemalige Top-Staatsanwalt eben nicht nur danebenbenommen, sondern einer Straftat zumindest Vorschub geleistet. Erschwerend kommt hinzu, dass die einstige Nachwuchshoffnung der Demokraten sich als Law&Order-Mann gerierte, so dass er in puncto Doppelmoral Leuten wie dem ehemaligen Abgeordneten Rep. Mark Foley (R-FL) und Sen. Larry Craig (R-ID) tatsächlich in nichts nachsteht.
Die Medien freut's, der Präsidentschaftswahlkampf drohte, auf die Dauer etwas ermüdend zu werden und so stürzten sich alle Sender begierig auf die Story. Dem Team der Daily Show bot dies Gelegenheit zu einem medienkritischen Beitrag:



Auf das Präsidentschaftsrennen hat diese Angelegenheit keinen relevanten Einfluss: Spitzer war zwar Gouverneur von New York, spielte in Clintons Team keine große Rolle. Allerdings verliert Clinton einen Superdelegate. Der gegenwärtige Vizegouverneur Lt. Gov. David Patterson ist zwar ebenfalls Clinton-Unterstützer, war allerdings bereits vorher ein Superdelegate. Für die Position des Vizegouverneurs hingegen gibt es keine Nachfolgeregelung, so dass der Posten erst im November neu vergeben werden dürfte.

Saure Gurken und anderes Gemüse

Zunächst einmal sei der Vollständigkeit halber erwähnt. dass Barack Obama die Vorwahlen in Wyoming und Mississippi erwartungsgemäß gewonnen hat. In Wyoming fanden Caucusses statt, in Mississippi stellten Afroamerikaner einen erheblichen Teil des Elektorats. The same procedure as last time sozusagen. Außerdem hat sich nach Auszählung fast aller Stimmen herausgestellt, dass Obama aus Texas, wo er zwar die Caucusses gewonnen, aber die primaries verloren hatte, einige Delegiertenstimmen mehr holen kann als Hillary Clinton. Unter dem Strich ist damit Obamas Vorsprung wieder etwa auf das Niveau angewachsen, dass er vor dem 4.3. hatte: RealClearPolitics sieht ihn bei 1618:1494. Es sind also noch beide erheblich von den 2025 Stimmen entfernt, die für die absolute Mehrheit erforderlich sind.
Nun ist bei den Demokraten erst einmal Sendepause. Bis zum 22.4. ist also für die Journalisten und Analysten erst einman Saure-Gurken-Zeit angesagt. An diesem Tag wird Pennsylvania abstimmen, mit 158 Delegierten gibts hier nochmal richtig was zu holen, Clinton führt bislang deutlich. Es wird allerdings immer unwahrscheinlicher, dass einer der beiden Kandidaten ohne Superdelegates auf die erforderliche Delegiertenzahl kommen wird. Bei diesen wiederum zeichnet sich kaum Bewegung ab: Obama ist es nicht gelungen, im Verlaufe des Februars mit seinen Siegen Superdelegates in Größenordnungen für sich gewinnen zu können. Damit wächst der Druck auf das Parteiestablishment, zu irgend einer Art von Lösung zu kommen: Aus einer simplen Vorwahl wird eine Psycho-Schlacht.
Apropos Schlacht: Erwartungsgemäß wird der Ton zwischen den Kandidaten schärfer. Jüngstes Beispiel ist die ehemalige Abgeordnete Geraldine Ferraro (D-NY), die 1984 als VP-Kandidatin der Demokraten die erste Frau auf dem Ticket einer der beiden großen Parteien war. Ferraro äußerte in mehreren Interviews, dass Obama nur deshalb so gut im Rennen läge, weil er ein männlicher Afroamerikaner sei:
"If Obama was a white man, he would not be in this position," Geraldine Ferraro told the Daily Breeze of Torrance, Calif., in an interview published last Friday. "And if he was a woman (of any color) he would not be in this position. He happens to be very lucky to be who he is. And the country is caught up in the concept."(Quelle: AP) Diese Ansicht ist übrigens nicht neu: Bereits der afroamerikanische Bürgerrechtler und zweimalige Präsidentschaftsbewerber Jesse Jackson musste sich in den Achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts diese "Analyse" gefallen lassen. Obamas Kampagne wittert hinter den immer wiederkehrenden Entgleisungen aus Clintons Ecke selbstverständlich eine bewusste Strategie, um in den restlichen, überwiegend weißen, US-Staaten zu punkten. Und auch wenn Ferraro mittlerweile aus Clintons Team ausgeschieden ist - freilich nicht, weil sie ihre Äußerungen bedauert, sondern um zukünftig freier sprechen zu können - und Clinton die Äußerungen bedauert (aber nicht verurteilt) hat, bleibt die Sache an ihr hängen. So nahm sich der offen demokratische NBC-Moderator Keith Olbermann in einem Sonderkommentar seiner Sendung "Countdown" die Senatorin kräftig zur Brust:


Aber auch Obama hat so seine Sorgen mit seinen Unterstützern. Zum Beispiel mit seinem Pastor, Rev. Reremiah Wright:


Ein echtes Herzchen also. Und nun gibt es Aufnahmen aus früheren jahren, in denen Wright den Ausspruch "God bless America" zurückweist und statt dessen wegen der Behandlung der Afroamerikaner "God damn America" forderte. Für die Terroranschläge 2001 machte er die US-Außenpolitik mitverantwortlich: "Americas chickens come home to roost". Solche Aussagen sind absolut tödlich in der Situation, in der sich Obama im Moment befindet, von daher wird er also in den kommenden Tagen einiges an PR-Schadensbegrenzung zu tun haben.

Und dann sind da ja noch Florida und Michigan. In diesen beiden Staaten sind zwar Vorwahlen durchgeführt und Delegierte gewählt worden (beide Male hat Clinton deutlich gesiegt, allerdings unter irregulären Bedingungen), weil die Wahltermine gegen die Parteistatuten verstießen, dürfen diese Delegierten in der Convention aber nicht mitstimmen. Clinton fordert ja schon länger, diese Entscheidung zu korrigieren. Parteichef Dean hat hier vor einigen Tagen noch einmal auf eine mögliche Lösung hingewiesen: Wenn die Staaten ihre Vorwahlen wiederholen, so dass sie den Statuten der Demokratischen Partei entsprechen, können ihre Delegierten zugelassen werden. Nun wird heftig darüber diskutiert, ob und wie eine solche Wiederholung stattfinden könnte. In Florida scheint sich eine Briefwahl abzuzeichnen. Das heisst: Zettel...in Florida! Na, das kann ja was werden.

John McCain dürfte das Treiben der Demokraten mit gemischten Gefühlen verfolgen: Einerseits führt die Entscheidung bei den Republikanern dazu, dass er in den Medien kaum noch präsent ist. Andererseits kann er sich in aller Ruhe dem Aufbau einer schlagkräftigen Mannschaft für die Wahlen im Herbst widmen, insbesondere der Suche nach einem VP-Kandidaten. Angeblich zeigt Mitt Romney Interesse, aber ob die beiden noch einmal Freunde werden? In den Listen, die verschiedentlich diskutiert werden, tauchen auch immer wieder die Namen Colin Powell und Condoleezza Rice auf, auch Gov. Charlie Christ (R-FL) und Mark Sanford (R-SC) werden genannt. Als besonder heißer Tipp gilt allerdings Gov. Tim Pawlenty (R-MN). Pawlenty, als Gouverneur des strategisch wichtigen Staates Minnesota Nachfolger des Ex-Wrestlers Jesse Ventura, ist ledigleich ein Jahr älter als Barack Obama, sehr konservativ und dennoch beliebt in seinem nicht übermäßig konservativen Heimatstaat. Ein Team McCain/Pawlenty wäre in Minnesota mit seinen 10 Wahlmännerstimmen schwer zu schlagen und auch in den Nachbarstaaten Iowa, Wisconsin und Michigan dürfte Pawlenty für einige Stimmen gut sein. Schau'mer mal.

Donnerstag, 6. März 2008

Es hätte so schön werden können...

Und noch ein weiterer Beitrag von Saturday Night Live zu der Frage, wie es hätte sein können, wenn nicht 2000 in Florida....

Al Gore:

Mittwoch, 5. März 2008

Just expectation game ?

Es ist schon erstaunlich. Eigentlich ist gestern eingetreten, was vorherzusehen war: Hillary Clinton hat die Primaries von Ohio und Texas gewonnen, ohne allerdings Obamas Vorsprung bei den Delegierten deutlich verringern zu können (momentan liegt Obama bei realclearpolitics noch mit 105 Delegierten vorn). Dennoch berichten die Medien (auch die deutschen) überwiegend vom dritten Comeback der Senatorin und erklären das Rennen wieder für völlig offen, manche sprechen sogar davon, dass Clinton jetzt wieder die besseren Karten hätte. Wie kommts?
Nun, zunächst einmal gibt es die exit polls, die belegen, dass Clinton nach den teils schmerzhaften Niederlagen der letzten Wochen ihre Stammklientel wieder besser anspricht. Frauen, Latinos, Ältere, Arbeiter und sozial schwache haben sie, teils mit großer Mehrheit gewählt und ihr damit zum Sieg verholfen. Obama war zwar in seinem Revier (die Jüngeren, die gut Ausgebildeten, Wohlhabenden und die Afroamerikaner) ebenfalls erfolgreich, allerdings ist diese Basis allein zu dünn. Seine Siege, z.B. in Wisconsin, erreichte Obama gerade dadurch, dass er in Clintons Stammwählerschaft einbrechen konnte. Dies gelang ihm nicht, selbst die weißen Männer entschieden sich mehrheitlich für Clinton. Ein Wort zu Republikanern und Unabhängigen, sofern sie in den demokratischen Vorwahlen abstimmten: Konnte sich Obama bislang fest auf diese, wenn auch kleine, Gruppe verlassen, zeigte sich auch hier, vor allem in Texas, ein anderes Bild: Bei den Unabhängigen konnte Clinton einen Gleichstand erreichen und selbst bei den Republikanern hält sich Obamas Vorsprung in Grenzen. Das ist bemerkenswert, ist Clinton doch eine Hassfigur für Amerikas Konservative. Hier könnte eine Rolle gespielt haben, dass der erzkonservative Radiomoderator Rush Limbaugh im Vorfeld die Republikaner aufgerufen hatte, Clinton zu wählen. Für McCain hat der Mann nämlich nicht viel übrig, außerdem ist das Rennen bei der Grand Old Party ja ohnehin gelaufen und so rief er die Republikaner auf, für etwas mehr Spannung bei den Demokraten zu sorgen. Ähnliches war ja auf demokratischer Seite vor den Michigan primaries versucht worden.
Soweit die Fakten. Mindestens ebenso bedeutend für die merkwürdige Medienberichterstattung dürfte aber etwas sein, was der US-Amerikaner "expectation game" nennt: Clinton ist es gelungen, in den letzten Wochen die Erwartungen an ihr Abschneiden erheblich herunterzuschrauben. Obwohl sie vor 3 Wochen noch zweistellig in Ohio und Texas führte und jeder von ihr erwartete, dort entweder deutlich zu siegen oder aufzugeben, gelang es ihrem Team, Obama in diesen für ihn eigentlich ungünstigen Staaten in eine Favoritenrolle zu drängen, aus der heraus sein eigentlich respektables Ergebnis wie eine Niederlage erscheint. Gleichzeitig gelang es dem Clinton-Lager, die Presse dazu zu bewegen, Obama stärker anzugreifen als in der Vergangenheit. Es wird sich zeigen, wie sich dieses Spiel in den nächsten Tagen weiterentwickelt. Als nächstes stehen die demokratischen Vorwahlen in Wyoming auf dem Programm, darauf folgen die allgemeinen Vorwahlen in Mississippi. Insbesondere dort kann Obama wieder auf einen deutlichen Sieg hoffen. Und dann werden die Medienschaffenden vielleicht wieder eher einen Blick auf die Delegiertenzahlen werfen und feststellen, dass Clinton gestern eigentlich ihre letzte Chance vergeben hat.
Und das ist eigentlich irgendwie ungerecht: Schaut man sich nämlich die Gesamtsumme der bei Caucusses und Primaries abgegebenen Stimmen an, liegt Clinton mal gerade etwa 70.000 Stimmen hinter Obama - bei 26 Mio. abgegebenen Stimmen. Das sieht dann schon eher nach einem offenen Rennen aus. Aber es geht eben am Ende nicht um Stimmen, sondern um Delegierte - und da sieht es nach wie vor finster für sie aus.

Dienstag, 4. März 2008

Da sammer wieder

Nach drei Wochen Pause bin ich nun rechtzeitig zur nächsten entscheidenden Vorwahl wieder zurück. Heute nacht stehen in vier weiteren Bundesstaaten Vorwahlen an: Rhode Island, Vermont, Ohio und Texas. Dazu später mehr, zunächst die Ausgangslage:

In den vergangenen Wochen hat sich der Delegiertenstand langsam aber stetig zugunsten von Barack Obama verändert. Neben den elf Wahlsiegen in Folge spielte hier auch die Situation bei den Superdelegates eine Rolle. Hier konnte Obama ein wenig Boden gut machen, ohne allerdings Clinton schon einzuholen. Da hatte ich ehrlich gesagt etwas mehr erwartet. Insgesamt sieht der Kuchen momentan so aus (Quelle: RealClearPolitics):
Delegiertenverteilung bei den Demokraten (Stand 4.3., Quelle: RealClearPolitics)

Obama führt also mit etwas über 100 Delegierten vor Clinton. Bei den heutigen Vorwahlen sind 446 Delegierte zu vergeben. Das hört sich nach einer guten Chance für Clinton an, den Vorsprung aufzuholen. Das wäre allerdings keine Überraschung mehr, sondern eine Sensation. Anders gesagt: Es wird nicht passieren, aus folgenden Gründen:
  • Während die Umfragen vor einigen Wochen Clinton noch sowohl in Texas als auch in Ohio vorn sahen, ist dieser Vorsprung deutlich geschrumpft. In Texas liegen beide im wesentlichen gleichauf, in Ohio führt Clinton einstellig.
  • Es gilt weiterhin, dass die Delegierten proportional verteilt werden. Selbst bei einer einfachen Verteilung auf Ebene der Bundesstaaten müsste Clinton Obama schon in allen vier Staaten mit über 60% besiegen, um 100 Delegierte Vorsprung wettzumachen.
  • Die Delegierten werden nicht auf Staatsebene verteilt, sondern auf Ebene der Kongressbezirke. Dabei gibt es eine ganze Reihe von Bezirken, die vier oder sechs Delegierte entsenden. Sollte sich dort nicht einer der beiden Kandidaten erdrutschartig durchsetzen, bekommen beide je zwei bzw. drei Delegierte.
  • In Texas kommt hinzu, dass ein Teil der Delegierten in einem offenen primary vergeben wird, ein (allerdings kleinerer) Teil in anschließend stattfindenden Caucusses. Bislang hat Obama alle Caucusses bis auf Nevada gewonnen. So ist denkbar, dass Clinton die Texas primaries knapp gewinnt, Obama sich aber in den Caucusses deutlich durchsetzt und mehr Delegierte gewinnen kann.
Es ist also unwahrscheinlich, dass Clinton heute erheblich wird aufholen können. Bis vor wenigen Tagen erschien es sogar denkbar, dass Obama unter dem Strich mehr Delegierte gewinnen könnte als sie. Auf den letzten Metern sah Obama sich allerdings mit einigen unerfreulichen Nachrichten konfrontiert. Zunächst ist dort ein Verfahren gegen einen Immobilienunternehmer in Chicago. Obama ist zwar nicht direkt in dieses Verfahren involviert, hatte aber in der Vergangenheit in erheblichem Umfang Wahlspenden dieses Unternehmers entgegengenommen. Dann führte ein Mitarbeiter Obamas in Kanada Gespräche, bei denen dieser angeblich Regierungsvertretern versichert haben soll, Obamas kritische Äußerungen zum nordamerikanischen Freihandelsabkommen NAFTA seien lediglich Wahlkamprhetorik und nicht so ganz ernst gemeint. Zwar wird diese Version weder von dem Mitarbeiter noch von irgendwelchen kanadischen Offiziellen bestätigt, aber dennoch beschädigt diese Diskussion Obama vor allem in Ohio, einem old-economy-Staat, dessen Arbeiter der Idee des Freihandels sehr skeptisch gegenüberstehen. Und schließlich kam eine Diskussion über die Behandlung Obamas durch die Medien auf. Wirkten Clintons Äußerungen bei der letzten Debatte, sie bekäme fast immer die erste Frage gestellt, eher verzweifelt, brachte insbesondere die populäre Comedyshow Saturday Night Live das Thema in den Fokus:



In derselben Folge trat auch Clinton persönlich bei SNL auf. Auftritte von Politikern in dieser Sendung sind nicht ungewöhnlich, auch Obama war bereits dort. Aber dennoch dürfte dieser Auftritt besonders wertvoll für Clintons Kampagne gewesen sein.

All diese Probleme haben Obamas Kampagne etwas von dem Glanz genommen, den sie nach den teilweise triumphalen Wahlsiegen seit dem Super Tuesday bekommen hatte. Und so ist durchaus denkbar, dass Clinton auch ohne eindrucksvolle Siege in Ohio UND Texas weiter im Rennen bleiben kann. Die Republikaner wird es freuen.

Apropos: John McCain hat heute abend die Gelegenheit, die republikanische Nominierung wasserdicht zu machen. Laut RealClearPolitics hat er bereits 1019 Delegierte, heute könnten bis zu 265 hinzukommen. Angesichts der Umfragen und der Tatsache, dass bei den Republikanern "winner take all" in allen vier Staaten gilt, ist einigermaßen wahrscheinlich, dass McCain morgen früh die "magische Zahl" von 1191 Delegierten zusammenhat. Und Mike Huckabee hatte in der Vergangenheit angekündigt, (nur) solange zu kämpfen, solange kein Kandidat die absolute Mehrheit zusammen hat. Mal schaun, ob er sich dran hält, er hat jedenfalls unlängst - ebenfalls auf SNL - bewiesen, dass er auch in dieser Frage Humor hat:

Mittwoch, 13. Februar 2008

Yes he can!

So, da bin ich mal wieder. In den vergangenen Tagen fanden Vorwahlen in vier Bundesstaaten und auf den Virgin Islands statt. Bei den Demokraten konnte Barack Obama erwartungsgemäß alle fünf Wahlen gewinnen, allerdings mit beeindruckendem Vorsprung: In Maine und Maryland verfehlte er die 60%-Marke (nach gegenwärtigem Auszählungsstand) knapp, in Virginia konnte er fast 64%, in Washington D.C. über 75% der Stimmen einfahren. Zum Vergleich: Hillary Clinton konnte bisher nur in einem einzigen Staat über 60% holen: In Arkansas, in dem sie vor 1992 quasi die "first lady" war, siegte sie klar mit 70%. Obama hingegen gelang der Sprung über die 60er-Marke zwölf Mal, in den zugegebenermaßen bevölkerungsarmen Staaten Idaho, Alaska und Kansas sowie in D.C. konnte er sogar über 70% einfahren, in ersterem sogar fast 80.
Das alles sieht recht beeindruckend aus, spielt aber am Ende nicht wirklich eine Rolle (zumal die meisten von Obamas Spitzenergebnissen aus Caucusses stammen). Bedeutender ist da schon, dass es Obama wesentlich besser als Clinton gelingt, in das Wählerpotential des jeweils anderen einzudringen. Während er seinen überwältigenden Vorsprung bei Afroamerikanern, Jungwählern und Unabhängigen halten und teilweise noch ausbauen konnte er z.B. in Virginia Clinton auch bei den Gewerkschaftsmitgliedern, den über-65jährigen und den weißen Wählern schlagen. Selbst die weißen Frauen, Clintons stärkste Bastion, haben nur noch mit 53 zu 47 Prozent Clinton gewählt. Es scheint, als gelänge es Obama immer besser, die Partei hinter sich zu vereinen - Stück für Stück. Und dann sind da noch die Superdelegates: Unter diesen 796 Delegierten, die kraft Amtes mit entscheiden dürfen und möglicherweise die Entscheidung herbeiführen werden, sind unter anderem sämtliche demokratischen Mitglieder des Kongresses von denen der überwiegende Teil (alle Mitglieder des Repräsentantenhauses und einige Senatoren) in diesem Jahr wiedergewählt werden wollen. Das selbe gilt für einige Gouverneure, die ebenfalls Superdelegates sind. Und die haben ein Interesse daran, im Windschatten eines populären Präsidentschaftskandidaten mitzusegeln. Und die Parteiführung - auch deren Mitglieder sind Superdelegates - will vor allem im November gegen John McCain gewinnen, egal mit wem. Und für beide Wünsche scheint Obama momentan die etwas bessere Wahl - so dass durchaus damit gerechnet werden kann, dass in den kommenden Wochen sein "Superdelegates"-Konto spürbar anwächst. Und schließlich ist da auch noch die finanzielle Situation zu nennnen, die für Obama deutlich besser aussieht. Und das ist angesichts der großen Staaten, die im März anstehen, sehr bedeutend.
Gleichwohl ist es zu früh, Hillary Clinton bereits abzuschreiben. In drei Bereichen muss die Sentorin jetzt arbeiten, um wieder in die Offensive zu kommen:
  1. Da wären zunächst die Vorwahlen in Texas und Ohio am 4. März. Während in Texas die Latinos eine wichtige Rolle spielen, sind es in Ohio gewerkschaftlich orientierte Industriearbeiter - beides Gruppen, die Clinton eher gewogen sind. Diese beiden Staaten muss Clinton gewinnen, setzt sich in einem von den beiden Obama durch, wirds finster. Die Vorwahlen in Vermont und Rhode Island, die am gleichen Tag stattfinden, werden eher eher eine untergeordnete Rolle spielen.
  2. Dann wären da noch die Delegierten von Michigan und Florida. Das Clinton-Lager macht seit einiger Zeit Druck, dass diese bei der convention doch mitstimmen können. Sie jetzt zu 100% zuzulassen wäre nicht nur eine Demütigung der Parteiführung, es wäre auch unfair gegenüber Obama, der sich an das Versprechen, dort keinen Wahlkampf zu führen, hielt. Andererseits ist die vollständige Nichtberücksichtigung auch eine schwere Hypothek für die Wahlen im November - Michigan und Florida sind zwei der strategisch wichtigen Swing States. Denkbar wäre also ein Kompromiss, mit dem z.B. die Delegierten Floridas und Michigans jeweils eine halbe Stimme erhalten, vergleichbar den Vertretern der Auslandsdemokraten oder der Überseegebiete. Auch dann allerdings würde Clinton einen enormen Schub bekommen, da sie beide Staaten deutlich gewonnen hatte.
  3. Und schließlich sind da noch die Superdelegates. Dort liegt Clinton bislang klar vorn und daran hat sich seit dem Super Tuesday auch noch nichts weltbewegendes geändert. Zwar ist die Situation für Obama im Moment sehr günstig, hier aufzuholen, das bedeutet aber auch, dass es ihm, wenn nicht jetzt, dann gar nicht gelingen wird. Und Clinton hat hier eine wichtige Trumpfkarte in der Hand: den 42. Präsidenten der USA. Wenn der alle Leute anruft, die ihm irgendwann zwischen 1992 und 2000 mal etwas zu verdanken hatten...da kommt was zusammen.
Fazit: Die Lage für Barack Obama wird immer besser, ich gehe soweit, ihn als momentanes Spitzenreiterlein zu bezeichnen. Wir sind aber lange noch nicht durch.

Sonntag, 10. Februar 2008

In eigener Sache: Sendepause

So, da ich mich heute auf ein dreiwöchiges Praktikum begebe, von dem ich nicht weiss, ob Zeit und Infrastruktur es mir ermöglichen, die Lage in den USA weiterzuverfolgen und zu bloggen, melde ich mich mal vorsorglich ab.
In der Zwischenzeit könnt ihr euch ja bei uswahl2008.de informieren, oder natürlich direkt bei CNN oder realclearpolitics. Bis zum 4. März, wenn mit Ohio und Texas die nächsten richtig großen Brummer anstehen, bin ich wieder an Bord. Und so, wie die Sache läuft, gibts ja dann mindestens von den Dems immer noch was zu berichten.

Salut,

Euer Marcus

Das Rennen geht weiter - hier wie dort.

Heute nacht waren wieder ein paar Vorwahlen dran: Louisiana und Washington State für beide, Kansas für die Republikaner und Nebraska für die Demokraten.
Beginnen wir mit letzteren: Hier hat Obama einen überzeugenden Hattrick hingelegt. Die drei Siege kommen nicht überraschend, in Louisiana besteht die Wählerschaft der Demokraten fast zur Hälfte aus Afroamerikanern, die ihn wieder einmal mit überwältigender Mehrheit gewählt haben. In Nebraska und Louisiana fanden Caucusses statt, also Parteiversammlungen, bei denen Obamas junge hochmotivierte Anhängerschaft ein echter Trumpf ist - mit Ausnahme von Nevada hat er noch jeden Caucus gewonnen. Barack Obama konnte also seinen Vorsprung (in Form von gebundenen Delegierten) also kräftig ausbauen bzw. seinen Rückstand (unter Einbeziehung der Superdelegates) kräftig reduzieren. Momentan (es sind allerdings in allen drei Staaten noch nicht alle Delegierten vergeben, auch vom Super Tuesday fehlt noch einiges) sieht es bei den Dems also so aus:

Delegiertenverteilung bei den Demokraten nach dem 9.2. (Stand: 10.2., 06:49)

Bei den Republikanern tut sich eigentümliches. Obwohl McCain eigentlich spätestens seit Romneys Ausstieg als republikanischer Präsidentschaftskandidat feststeht, hält sich Huckabee hartnäckig. So gewann er zunächst die Kansas Caucusses sehr deutlich mit 60 zu 24 Prozent vor McCain und holte sich alle 36 Delegierte. Soeben hat CNN ihn auch zum Sieger in den Louisiana primaries erklärt, bei denen allerdings heute nur etwa die Hälfte der republikanischen Delegierten vergeben wird. In Washington State läuft ein Dreikampf zwischen McCain, Huckabee und Ron Paul, die in dieser Reihenfolge mit knappen Abständen liegen.
Das ist alles recht ärgerlich für McCain, untergräbt es doch seine Bemühungen, die republikanische Basis hinter sich zu versammeln. Seine Nominierung wird es am Ende freilich nicht gefährden. Bei den Potomac primaries am Dienstag (in Maryland, D.C. und Virginia) stehen drei Staaten mit eher gemäßigtem republikanischen Elektorat auf dem Programm, von denen der wichtigste (Virginia vergibt allein fast so viele Delegierte wie die drei Staaten heute zusammen - und das per "winner take all"), einen hohen Anteil Militärangehöriger hat, vielleicht einen der höchsten im Land. Und so ist sich Huckabee auch bewusst, dass er schon ein größeres Wunder braucht, um das alles noch gewinnen zu können - und baut darauf: Auf die Bemerkung der Medien, die Zahlen sprächen gegen ihn, meinte der Prediger a.D.: Well I didn’t major in math, I majored in miracles. And I still believe in those, too. Nun, schaut man sich an, was dieser Mann bereits erreicht hat (und mit welch geringen Mitteln) - man möchte fast dran glauben.

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