Samstag, 29. Dezember 2007

Caucusing is easy

Bislang hab ich es ja nicht auf die Reihe gekriegt, was über Tante Hillary zu schreiben. Dass wird auch dieser Beitrag nicht ändern, aber ein schönes Video ihrer Kampagne möchte ich aus zwei Gründen hier doch vorstellen: Einerseits ist er witzig, sogar selbstironisch. Anderseits erklärt er das, was sich in einigen Tagen in Iowa abspielen wird. Viel Spass:



Die beiden "Gaststars" in dem Video sind übrigens in der Tat Bill Clinton und Tom Vilsack. Dass ihr Mann in diesem Wahlkampf jeden Quatsch mitmacht, ist nicht neu. Dass Tom Vilsack, der sich urprünglich selbst um die Präsidentschaft bewarb und als heißer Kandidat als Clintons Vizepräsidentschaftskandidat gehandelt wird, hier "antanzt", finde ich allerdings interessant. Stellt sich da ein Team vor?

Better know....a candidate:Barack Obama

Eine der schillerndsten Figuren dieses Wahlkampfes ist sicherlich Barack Obama, der junge, charismatische Senator aus Illinois.
  • Name: Barack Hussein Obama Jr.
  • Barack Obama (D)
  • Geburtsdatum: 4. August 1961
  • Geburtsort: Honolulu, Hawaii
  • Heimatstaat: Illinois
  • Partei: Demokraten
  • Beruf(e): Anwalt, Dozent, Politiker
  • Religion: protestantisch
  • Ideologie: Hard-Core Liberal
Obamas Biografie ist außergewöhnlich. Als Sohn eines Kenianers und einer US-Amerikanerin wuchs er in Honolulu und Jakarta auf. Es halten sich hartnäckig Gerüchte, er hätte in Jakarta eine islamische Madrasa besucht, dies entspricht allerdings nicht der Wahrheit. Er besuchte die Columbia University in New York sowie die Harvard Law School. Dort wurde er 1990 als erster Afroamerikaner zum Präsidenten des renommierten "Harvard Law Review" gewählt. 1991 schloss er sein Harvard-Studium mit magna cum laude ab, bereits 1993 unterrichtete er Verfassungsrecht an der Universität von Chicago.
1996 wurde er in den Senat des Staates Illinois gewählt, die Wiederwahl gelang ihm 1998 und 2002. Weniger erfolgreich verlief sein erster Versuch, in den Kongress einzuziehen: 2000 scheiterte er bei den demokratischen Vorwahlen im 1. Kongressbezirk von Illinois an Amtsinhaber Bobby Rush (D-IL).
Vier Jahre später katapultierte es Obama dann aber auf die große Bühne der nationalen Politik. Zunächst einmal gelang es ihm mit Hilfe verschiedener Zeitungen und aufgrund von Pannen seiner Mitbewerber, die demokratische Nominierung für den Senatswahlkampf zu erhalten. Dann tat ihm sein republikanischer Gegenkandidat Jack Ryan (wirklich wahr) auch noch den Gefallen, seine Frau, die Schauspielerin Jeri Ryan, zu verprügeln, so dass Alan Keyes als Notlösung einspringen musste. Am Ende gewann Obama mit 43 Prozentpunkten Vorsprung, was der größte Vorsprung in der Geschichte des Staates Illinois ist.
Mindestens genauso bedeutend für Obamas nationale Bekanntheit war allerdings sein Auftritt auf dem demokratischen Wahlkongreß. Er stahl dem Kandidatenduo Kerry&Edwards die Show und lieferte eine vielbeachtete Rede ab:



Am 10. Februar 2007, nach lediglich 2 Jahren im Senat, erklärte Obama seine Kandidatur auf den Stufen des Old State Capitol in Springfield, Illinois Hauptstadt, in dem Abraham Lincoln 1858 seine legendäre "House Divided"-Rede gehalten hatte. Zentrales Element seiner Kampagne war von Anfang an das Versprechen, einen neuen Politikstil einzuführen. Kritik ob seiner geringen Erfahrung, insbesondere in der Außenpolitik konterte er mit dem Verweis darauf, dass kaum jemand mehr Erfahrung besessen hätte als Donald Rumsfeld und Dick Cheney. Mit zunehmender Dauer des Wahlkampfes verschärften sich seine Angriffe auf Hillary Clinton, die er als Vertreterin des Washingtoner Establishments darstellt. Zu Hilfe kommt ihm dabei der Umstand, dass Clinton anfänglich für den Irak-Krieg stimmte (wie fast alle ihrer Senatskollegen), während Obama für sich reklamieren kann, von Anfang an dagegen gewesen zu sein:



Inhaltlich hat es sich damit auch schon so fast. Erwähnenswert ist noch der Einsatz gegen Lobby-Interessen und für die Opfer des Hurrikans Katrina. Ansonsten is demokratischer Mainstream angesagt.

Positionen:
  • Abtreibung: Pro Choice
  • Same-Sex Marriage: Sollen die Kirchen entscheiden, aber für eingetragene Partnerschaften, Gleichbehandlung
  • Krieg: Irak-Krieg beenden, will Abzug bis 2013, mag aber nix versprechen
  • Außenpolitik: Bereit, mit FidelCastro, Kim Jung Il & Hugo Chavez zu reden
  • Arbeitsmarkt: Für Anhebung Mindeslohn, Unterstützer von Gewerkschaften
  • Todesstrafe: klar dagegen
  • Waffenkontrolle Für scharfe Kontrolle
  • Bürgerrechte: Starke Unterstützung von Affirmative Action
Der Rest der Obama-Kampagne dreht sich im wesentlichen um ihn selbst: Obama, der junge, frische, farbige Kandidat mit multikulturellem Background, der alles irgendwie anders und besser machen will. Ob's langt, wird sich zeigen, momentan sieht es nicht danach aus. Selbst wenn Obama in Iowa UND New Hampshire gewinnen sollte, wäre es noch ein weiter Weg zur Mehrheit auf der Convention.
Zum Abschluss gibt es noch zwei Videos: techpresident.com hat eine Top Ten der besten Videos von und über Kandidaten aufgestellt. In der Kategorie "Videos über Kandidaten" führt ein mittlerweile legendärer Spot eines Obama-Fans:



Und in der Kategorie "Videos von Kandidaten" hat Obama selbst den Sieg mit einem ziemlich langen Spot davongetragen:

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Für zeitgeschichtlich Interessierte gibt es bei Congressional Quarterly eine umfassende Darstellung der Präsidentschaftsvorwahlen von 1912 bis heute.

Was bisher geschah...

Es ist doch ein Weilchen her, seit ich die letzten Einträge geschrieben habe. Und in der Zwischenzeit hat sich einiges getan, die Ereignisdichte fällt in den beiden Lagern allerdings sehr unterschiedlich aus. Bei den Demokraten ist business as usual, mal davon abgesehen, dass Hillary jetzt auch in Iowa wettbewerbsfähig ist. Sollte sie dort und in New Hampshire gewinnen, könnte der Drops bereits Mitte Januar gelutscht sein und die Demokraten könnten bereits den eigentlichen Wahlkampf vorbereiten. Wobei es eine Zeit dauern könnte, bis sie erfahren, gegen wen es den geht.
Denn bei den Republikanern geht es zu wie bei Hempels unterm Bett. Die wellenförmigen Hypes nehmen kein Ende. Nach der Giuliani-Welle im Frühjahr, der Thompson-Welle im Sommer und der Romney-Welle im Herbst gab es im Dezember zunächst einmal eine Huckabee-Welle - und was für eine! Der Mann kam ja quasi aus dem Nichts, er dümpelte bei fast allen Umfragen im niedrigen einstelligen Bereich und wurde teilweise gar nicht abgefragt. In Iowa gelang es ihm aber, sich Stück für Stück nach oben zu arbeiten. Hilfreich war dabei sicherlich die absolut enttäuschende Performance von Fred Thompson. Und bei der Suche nach einem neuen Liebling landete manch konservativer Republikaner bei dem Prediger aus Arkansas. Und so gelang Huckabee am 27.11. das unfassbare: In einer Iowa-Umfrage des renommierten Rassmussen Reports lag er auf Platz 1. Danach ging es Schlag auf Schlag:
4.12.: +7 in South Carolina (vor Thompson, Romney)
6.12.: +22 in Iowa (Romney)
9.12.: +3 in Georgia (Thompson), Platz 2 in Wisconsin (-6 auf Giuliani)
12.12.: +12 in Texas (Giuliani)
13.12.: +4 in Florida (Giuliani), Platu 2 in Illinois (-2 auf Giuliani)
17.12.: Platz 2 in Kalifornien (-8 auf Giuliani)

...und so weiter. Dabei muss angemerkt werden, dass manches, was in den USA so als Umfrage verkauft wird, aus fachlicher Sicht jeder Beschreibung spottet (ich sage nur: 200 Befragte!). Aber es geht auch nicht um die konkreten Ergebnisse, sondern um die Tatsache, dass einer wie Huckabee mit den großen Jungs mitspielen kann und das auch in großen Staaten wie Kalifornien und Florida. Sollte er in den ersten Staaten gut abschneiden, vielleicht zwei davon gewinnen, wird auch das Geld kommen, was bislang Huckabees größtes Problem darstellt. Und dann könnte er ein echtes Problem für Giuliani werden.
Aber damit nicht genug, in der zweiten Dezemberhälfte ereignete sich noch eine weitere kleine Welle: Ein im wahrsten Wortsinn alter Bekannter ist wieder da: John McCain! Dass man den nicht abschreiben darf, gehörte den ganzen Herbst über, als er quasi pleite im einstelligen Umfragenbereich herumdümpelte, zu den meistbemühten Allgemeinplätzen der Kommentatoren. Was die Leute nicht davon abhielt, ihn dennoch abzuschreiben. Und so ist die Überraschung groß, dass er in New Hampshire Mitt Romney eng auf den Fersen ist. McCain hat dort die Unterstützung einer einflussreichen konservativen Zeitung gewonnen und der Neuengland-Staat ist traditionell ein gutes Pflaster für den alten Haudegen. Zugute kommen könnte ihm, dass im Zuge der Ereignisse in Pakistan die Außenpolitik wieder stärker in den Fokus der Öffentlichkeit geraten ist. Hier hat McCain die stärksten Kompetenzwerte zu bieten. Ob dieser Schlussspurt aber am Ende noch was retten kann, bleibt abzuwarten.
Ansonsten sind noch zwei Abgänge zu vermelden. Sam "Chrrrrrr" Brownback und Tom "Mekka Bomber" Tancredo haben ihre Kandidaturen zurückgezogen. Brownback unterstützt nun McCain, Tancredo unterstützt Romney. Brownback garnierte seinen Rückzug mit dem dezenten Hinweis, dass Wahlkämpfe nicht der richtige Zeitpunkt für Immigrations-Debatten sind. Soso! Damit ist von unserem Rechtskonservativen Fähnlein Fieselschweif nur noch Track in Gestalt von Duncan "Zaunkönig" Hunter
übrig. Ron Paul hingegen ist nicht nur noch da, sondern erfreut sich auch wachsender Beliebtheit in der echten Welt, nachdem er ja schon der Held des WWW ist. In einigen Umfragen konnte er sogar in die Nähe der 10%-Marke vordringen. Das alles wird vermutlich nichts nützen, aber andererseits: bei diesen Republikanern kann man wirklich nichts mehr ausschließen.

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